Jürgen Todenhöfer

Andy und Marwa

Zwei Kinder und der Krieg

 

Parallel erzählt werden die Lebensgeschichten zweier völlig verschiedener junger Menschen, mit all ihren Sehnsüchten, Hoffnungen und Träumen; sie haben sich niemals gesehen oder kennen gelernt, durch ihr grausames Schicksal in einem sinnlosen Krieg sind sie aber untrennbar miteinander verbunden. Am gleichen Tag, am 4. April 2003 kostet eine irakische Granate Andy das Leben und eine amerikanische Splitterbombe zerfetzt Marwas rechtes Bein und tötet deren kleine Schwester Azra.

 

Dieses Buch von Jürgen Todenhöfer ist ein Plädoyer für eine andere, menschlichere Außen- und Sicherheitspolitik - nicht nur aus moralischer Sicht, auch aus Gründen der Vernunft. Mit Andrew Julien Alviles aus Tampa, Florida und Marwa Missan aus Sabah Qusur in der Nähe Bagdads personifiziert der Autor das Leiden vor und während des Krieges im Irak. Zivilisten wie Soldaten beider Seiten sind Opfer. Es gibt wie in jedem Krieg keine Sieger, nur Besiegte!

 

Dass der grausame Diktator Saddam Hussein entmachtet und verhaftet wurde ist selbstverständlich nur zu begrüßen, doch der Preis für dieses Machtspielchen zwischen Bush, Rumsfeld und Saddams Tikrit-Clan ist absolut zu hoch! Wie viele Soldaten wie Andy darf man opfern, wie viele Zivilisten wie Marwa und ihre kleine Schwester dürfen deswegen getötet oder verstümmelt werden, wie viele Familien auf beiden Seiten darf man dafür in ewige Trauer stürzen?

 

Das zweite, wieder sehr emotionale Anti-Kriegs-Buch von Jürgen Todenhöfer nach Wer weint schon um Abdul und Tanaya reißt dem Krieg seine glorifizierende, patriotische Maske vom Gesicht und dokumentiert das Elend und die Trauer die mit ihm unvermeidlich verbunden sind. Es zeigt den Krieg wieder aus einem sehr persönlichen Blickwinkel, Andy und Marwa stehen stellvertretend für die vielen sinnlosen Opfer einer dummen und menschenverachtenden Politik ohne Weitblick, die nur auf Macht und deren Erhaltung abzielt.

 

Diese Anklage gegen den Krieg mit seinen brillanten, knallharten politischen Analysen berührt einen sehr, sie macht betroffen, nachdenklich und traurig. Es war das erste mal in meinem Leben dass mich ein Buch zum Weinen gebracht hat - und ich schäme mich für keine einzige meiner Tränen!

 

Fazit: Mit viel Einfühlungsvermögen, literarischem Geschick und humanistischem Gedankengut bringt uns der Autor das Leiden der Menschen näher, viel näher als es Fernsehberichte oder Nachrichten in Radio und Zeitung vermögen.

 

Wolfgang Gonsch

5 Sterne
5 von 5

© 2003 Wolfgang Gonsch, Harald Kloth