Die "Finsternis in Breslau" beginnt am 9. Mai 1939, knapp vier Monate vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs. Abwehroffizier Eberhard Mock, nach Differenzen mit seinem SS-Vorgesetzten zwischenzeitlich nach Lemberg zwangsversetzt, jagt mit Polizeikommissar Edward Popielski den sogenannten "Minotauros von Lemberg", ein Ungeheuer, das wie die Figur aus der griechischen Mythologie Jungfrauen tötet. Bei den Ermittlungen kommt dem hoch gebildeten, beratungsresistenten, sich mit allem und jedem anlegenden und Kette rauchenden Alkoholiker ein bereits zwei Jahre zurück liegender Fall in den Sinn, bei dem im heimatlichen Breslau die Leiche einer brutal zugerichteten und vergewaltigten Frau aufgefunden wurde.
Obwohl ihn damals seine meist unkonventionellen Ermittlungsmethoden auf die Spur des Täters führten, konnte der von seinem extrem ausgeprägten Gerechtigkeitssinn getriebene Mock den Täter nicht ermitteln. Nun liegt eine neue Fährte vor Mocks Spürnase und er macht sich am Vorabend des Zweiten Weltkrieges mit seinem polnischen Kollegen auf die Jagd nach dem Minotauros.
Dieser fesselnde, sich im Jahre 1939 abspielende sechste Fall des Eberhard Mock schließt die große, zeitliche Lücke zwischen Tod in Breslau (1933) und Festung Breslau (1945) und harmonisiert diesen kriminalistischen Zyklus. Mocks Entwicklung vom einfachen Ermittler zum perversen Sadisten, mit seinem Herz, in dem nur Nutten einen Platz haben, wird durch diesen eingeschobenen Band noch einmal heraus gearbeitet. Wieder sind Bordelle, exzessive Gewalt, bizarre Morde, ausschweifender Lebenswandel, Sex, Drogen und ganz konträr seine humanistische Bildung und kulturelle Ergüsse die Zutaten für diese Fortsetzung.
Wieder geht es feingeistig und apokalyptisch zu, ist Brutalität neben lateinischen Zitaten angesiedelt und nehmen Humanistik, Kunst, perverser Sex, exzessiver Drogenmissbrauch und Gewalt einen gleichberechtigten Platz in diesem spannenden Plot ein.
Die wie bereits in den ersten Fällen zumindest anfangs aufkommende Sympathie für Mock erstickt der Autor sofort wieder im Keim und so bleibt der Leser ein weiteres Mal hin- und hergerissen zwischen Spannung und Abscheu und dem Verlangen einfach weiter lesen zu müssen!
Fazit: Grandios!
Wolfgang Gonsch
© 2012 Wolfgang Gonsch, Harald Kloth