Kathleen McGowan: Das Magdalena-Evangelium

Roman

Magdalena, Band 1

Bergisch Gladbach ; Bastei Lübbe ; 2006 ; 541 Seiten ; ISBN 3-7857-2263-X

 

Schon 1969 hat die katholische Kirche erklärt, dass es falsch sei Maria Magdalena als eine Prostituierte zu bezeichnen. Papst Gregor hat im Jahre 591 Maria von Magdala als Sünderin identifiziert und seine Meinung hat sich in der Folgezeit durchgesetzt. Zugleich wurde Maria Magdalena auch als Maria von Bethanien, Schwester von Martha und Lazarus angesehen.

 

In den Evangelien erfahren wir, dass Jesus sieben Dämonen von ihr ausgetrieben hat. Sie gehörte zum Umkreis Jesu, sorgte für ihn und stand zuletzt unter dem Kreuz, an dem der Heiland starb. Ihr begegnete auch als erster der Auferstandene und trug ihr die Botschaft an die Jünger auf. Andere Überlieferungen halten sie aber für eine Nachfahrin Benjamins, die zusammen mit jesu einen rechtmäßigen Anspruch auf den isrealitischen Thron gehabt hätte. Gnosis und die Rosenkreuzer-Mystik überliefern zudem dass Maria Magdalena die Gefährtin Jesu gewesen sei und ihm sogar einen Sohn geboren hätte. Die Mythen verkünden weiter, dass Maria Magdalena mit Anhang nach Marseille geflohen sie und dort missioniert habe. Pierre Plantard hat 1954 in gefälschten Dokumenten behauptet, Maria sei die Stammmutter der Merowinger geworden und sie mit der Gralsgeschichte in Verbindung gebracht. Auch Dan Brown hat diese Version in seinem Sakrileg thematisiert.

 

Kathleen McGowan nun vermengt all dies, was man über Maria Magdalena weiß, annimmt oder auch frei erfunden hat zu einem Roman in der großen Tradition Dan Browns (»Sakrileg«, »Illuminati«). Die amerikanische Schriftstellerin verbindet Grundlagen aus kanonischen Schriften und bedeutende Texte apokryphischer Evangelien sowie anderer Schriften (unter anderem Ägypten, Hamadi und Qumran) zu einem Evangelium von Arques nach Maria Magdalena.

 

Der kirchengeschichtliche Historienroman der dabei heraus kommt, ist ohne Zweifel spannend. Mit der herkömmlichen offiziellen Kirchenmeinung verglichen, kann man dieses Werk durchaus als blasphemisch bezeichnen. Verwirrt stellt der Leser im Nachwort fest, dass die Autorin sich offensichtlich als direkte Nachfahrin Magdalenas sieht und teils arg esoterisch argumentiert.

 

Im Roman ist die Heldin Maureen Paschal offensichtlich das alte Ego der Autorin, wie sie selbst Journalistin und Visionärin mit europäischen Wurzeln. Diese steht in unmittelbarem Zusammenhang mit Maria Magdalena, jener als Sünderin gebrandmarkten Gefährtin Jesu Christi, deren Lebensgeschichte Maureen auf der Spur ist. Maureen macht sich auf die Suche nach dem Urgrund dieser merkwürdigen Begebenheit, die die Geschichte Maria Magdalenas in einem völlig neuen Licht erscheinen lässt. An deren Ende steht das einzig wahre Evangelium nach Jesus Christus, das Buch der Liebe. Und sie erfährt dass ein Ring, den sie in Jerusalem erstand und der auf ihrem Bestseller über die verkannten Frauen der Weltgeschichte abgebildet ist, sie zur Auserwählten des Inneren Sanctums (einer geheimen Gesellschaft aus Frankreich) macht.

 

Eine Verschwörungsgeschichte nimmt ihren Lauf, die mit gesunder Skepsis gelesen leidlich unterhaltend ist. Wer über diese Thematik wirklich unterrichtet werden möchte, sollte zu einem fundierten Sachbuch greifen.

 

Fazit: Leidlich spannend, an den Haaren herbeigezogen und arg esoterisch.

 

Wolfgang Gonsch

2 Sterne
2 von 5

Magdalena

Band 1: Das Magdalena-Evangelium | Band 2: Das Jesus-Testament

© 2007 Wolfgang Gonsch, Harald Kloth

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