Dagmar Isabell Schmidbauer

Tote Engel

Kriminalroman

Amanda, die junge, hübsche und intelligente Chefin eines der ehrwürdigsten Regensburger Patrizierhotels, dem „Schwarzen Hund“, hat beruflich so ziemlich alles erreicht und auch privat scheint alles wie geschmiert zu laufen: mit ihrer besten Freundin Rebekka kann sie über wirklich alles reden, das Hotel läuft fast von selbst und der gewiefte, erfolgreiche und vor allem attraktive Steuerberater Hans-Peter Husemann will mit ihr in den Hafen der Ehe einlaufen.

 

Doch dann erschüttert der eiskalte Mord an einem Gast in Zimmer drei null sechs das Hotel bis auf die Grundmauern. Was hatte der mit seinem eigenen Rasiererkabel erdrosselte Bernd Manikowsky, der eine reiche Witwe, wenig Freunde aber viele Rätsel hinterlässt, und zudem rein geschäftlich in Regensburg weilte, zu verbergen?

 

Die Ermittlungen des Teams um Kommissar Benno Rehberger gestalten sich äußerst schwierig, zähflüssig und jede Spur scheint im Sande zu verlaufen. Tief schürfen sie in der Vergangenheit der Zeugen und müssen dabei feststellen, dass dieser ganze Fall von noch viel grausameren Verbrechen überschattet wird. Immer tiefer wühlen sie sich durch den Dschungel von Mord, Pornographie und Kindesmissbrauch und es beginnt ein gnadenloser Wettlauf gegen die Zeit, denn die Täter scheinen immer einen Schritt voraus zu sein. Die bestens organisierten Verbrecher greifen zu jedem nur erdenklichen Mittel um die Spuren zu verwischen. Schließlich wollen sie ihr perverses Spiel um Macht und Geld nicht kampflos aufgeben.

 

Doch nicht nur Amandas scheinbar heile Welt gerät aus den Fugen, schließlich sind auch die Polizisten in Benno Rehbergers Team, Menschen aus Fleisch und Blut, mit Gefühlen, Ängsten und Träumen ...

 

Dagmar Isabell Schmidbauer erzählt in diesem Regensburg-Krimi raffiniert, sinnlich und humorvoll. Sofort begeistert sie uns mit ihrer lebendigen Sprache und einem absolut schlüssigen Verlauf des Plots. Durch mehrere, ineinander verwobene Handlungsstränge lockt sie den Leser immer wieder auf mehrere Fährten gleichzeitig. Diesen gnadenlos spannenden Krimi um gekonnt entwickelte und vor allem glaubhafte Charaktere, würzt sie geradezu genial mit einer leichten Prise Frivolität, einem starken Schuss Regensburger Lokalkolorit und einer großen Portion Menschlichkeit.

 

Das Dagmar Isabell Schmidbauer wie sie selbst von sich behauptet - ein Faible für Krimis hat erkennt man sofort durch den konsequent logischen Aufbau des Plots. Auch eine gewisse Abneigung gegen Schönheitsoperationen bzw. den zur Zeit vorherrschenden Schönheitswahn kann man zwischen den Zeilen heraus lesen, gekonnt und herrlich süffisant nimmt sie diese auf die Schippe.

 

Die eigentliche Intension dieses Buches kristallisiert sich zwar nur ganz langsam aber dafür unaufhaltsam heraus: dieser Kriminalroman ist eine Anklageschrift gegen die Abscheulichkeit der Kinderpornographie, perverse Verbrecher und die Verbreitung des ganzen über das Internet!

 

Selten habe ich einen Krimi gelesen, der uns so akribisch aber verspielt an der Nase herumführt. Den Sex zwischen Erwachsenen führt uns die Autorin ganz feinfühlig wieder als die wunderbare Sache vor Augen, der er halt nun mal ist und um das ganze spinnt sie noch eine zarte Liebesgeschichte, frei jeglicher Plattitüden. Und wer denn letztendlich der Täter ist, überrascht uns dann auch noch wirklich sehr!

 

Mehr Regionalkrimis.

 

Fazit: Nach "Dann stirb doch selber!" ein weiterer rundherum gelungener, absolut spannender und sozialkritischer Krimi voller Esprit.

 

Wolfgang Gonsch

5 Sterne
5 von 5

© 2007 Wolfgang Gonsch, Harald Kloth