Mit Illustrationen von Wolfgang Schüssel
Wien ; Amalthea ; 2013 ; 383 Seiten ; ISBN 978-3-85002-841-7
Klar: Es gibt immer Sachen, die man an seiner Heimat nicht mag. Auch Autorin Katharina Schneider bildet da keine Ausnahme. Sie mag z.B. keine weltfremden Öffnungszeiten, hasst Engstirnigkeit und Neid oder prangert die in ihren Augen völlig fehlgeschlagene Integrationspolitik der Alpenrepublik an. „Österreich war ein Vielvölkerstaat; es ist lächerlich, wenn man sich heute so abschottet.“
Umso erfrischender und aufrichtiger ist die Autorin hier in diesem Buch, ohne jedoch zur Nestbeschmutzerin zu mutieren. Ganz im Gegenteil: Sie legt mit diesem Buch ein durchaus amüsantes mit viel Lern- und Lachpotential vor.
Jeder kennt Felix Baumgartner. Er hat medienwirksam als erster Mensch im freien Fall die Schallmauer durchbrochen und dabei zwei Weltrekorde aufgestellt (höchste bemannte Ballonfahrt, höchster Absprung). Aber wer weiß schon, dass das weltweit größte Austernriff in Korneuburg liegt (und wer kennt schon Korneuburg?), das Akkordeon in Wien erfunden wurde und die Benediktinerabtei Admont die größte Klosterbibliothek der Welt beherbergt? Den Weltrekord im Dauerjodeln hält eine Österreicherin (eigentlich logisch, oder?) und den im Daumen-Skifliegen ebenso. Selbst das größte Rolls-Royce-Museum der Welt geht auf österreichisches Guthaben-Konto!
Auf unterhaltsame Weise spannt Katharina Schneider auf fast 400 Seiten ein in dieser Art neuartiges Kaleidoskop über ein Land, das oft belächelt oder mit Australien verwechselt wird. Dabei gibt’s in Australien doch gar keine Mozartkugeln und in Österreich tut man sich dann doch ziemlich schwer auf der Landstraße mit einem Känguru zu kollidieren.
Was das Buch aber so richtig wohltuend sympathisch macht, ist der Hang zum Satirischen, der bei vielen Einträgen zum Tragen kommt. Nicht immer geht es Bierernst zu, sondern auch gerne mal lustig oder mystisch und sehr oft mit einem gehörigen Augenzwinkern. Der Österreicher „häkelt“ oder „pflanzt“ sich halt ganz gern auch selber und genau das macht meine Heimat auch so sympathisch, so „leiwand“!
Eine Besonderheit des Buches ist auch der Illustrator: Kein geringerer als der ehemalige Bundeskanzler Wolfgang Schüssel erweist sich hier als vortrefflicher Zeichner und Karikaturist. Gelungen hier vor allem die Karikatur über die österreichische Institution schlechthin, den Würstelstand oder auch die Zeichnung über das österreichische Fußballwunder.
Es gibt bestimmt ein/zwei Gründe Österreich nicht zu mögen aber mit Sicherheit 1001 Gründe und noch einige mehr es zu lieben. Katharina Schneider setzt sich in dieser kurzweiligen und pfiffigen Liebeserklärung mit ihrer Heimat auseinander und erbaut ihr auf diese Weise ein literarisches, nicht immer ganz ernstgemeintes Denkmal.
Fazit: Eine pfiffige Pflichtlektüre für Exil-Österreicher - und alle andern auch!
Wolfgang Gonsch
© 2014 Wolfgang Gonsch, Harald Kloth