Uta Dahmen/Annette Röser: Demenz - Angehörige erzählen

Mein Vater und die Gummi-Ente ...

Karlsruhe, Baden ; Singliesel ; 2015 ; 182 Seiten ; ISBN 978-3-944360-82-9

 

Demenz - ein zentrales Thema unserer Zeit, der Inbegriff des Schreckens für Viele! Längst kann man diese Thematik nicht mehr totschweigen und wir sollten uns alle mit dem Erscheinungsbild der Demenz vertraut machen.


Fast 200 Seiten umfasst dieses Buch, wenig im Hinblick auf die Größe der Thematik, doch ergreifend, bereichernd und absolut lesenswert! Der Spagat zwischen Wissensvermittlung  und Unterhaltung ist gut gelungen. Man erhält viele Hinweise und Tipps für den erfolgreichen Umgang mit an Demenz erkrankten Personen.


Gerade die Entstehungsgeschichte und Gedanken zur Demenz von Annette Röser sowie das Vorwort, verfasst von Ute Dahmen, enthalten viele zentrale Kernaussagen, die sich in den nachfolgenden Anekdoten spiegeln und bestätigen. Man spürt, dass beiden Autorinnen sehr viel an ihrem Werk liegt und eine Menge Herzblut dahinter steckt.

Die kurzweilig erzählten Erlebnisse von Angehörigen, Pflegekräften und einem Geriater verdeutlichen die vielfältigen Gesichter der Demenz und ihrem meist unerkannt, schleichenden Beginn.


Der zunehmende Verfall geistiger Fähigkeiten verändert die Persönlichkeit, zwingt zur Rollenumkehr zwischen Eltern und Kindern. Die vertraute Ordnung im Leben gerät aus den Fugen und das verursacht ein anstrengendes Wechselbad der Gefühle für alle daran Beteiligten.

Die entwaffnende Ehrlichkeit und Spontanität der Erkrankten führt immer wieder zu unübertrefflicher Situationskomik und verdeutlicht, dass sie in eine fremde, ferne und schwer zu verstehende  Welt eingetaucht sind, die oft mit der Realität kollidiert. Trotz der immensen Belastung bei der Betreuung eines dementiell Erkrankten erwachsen daraus für Angehörige auch Chancen zur Entwicklung einer neuen, oftmals sehr intensiven und bereichernden Beziehung sobald sie sich trauen, ihrem Gegenüber authentisch und ehrlich zu begegnen und sich auf das „Spiel“ einzulassen.

Für pflegende Angehörige senden die geschilderten  Begebenheiten die Botschaft: „Du bist nicht alleine, auch anderen geht es so wie dir“. Das Buch zeigt ihnen auch auf unterhaltsame Weise Möglichkeiten zur Deeskalation in kritischen Situationen und vermittelt eine neue, verständnisvollere Sichtweise auf die bestehende Problematik. Daraus lässt sich Kraft und Hoffnung schöpfen.

Fazit: Ein sehr empfehlenswertes, beeindruckendes Buch , das jeder lesen sollte, der an dieser Thematik interessiert ist oder persönlich bzw. beruflich damit zu tun hat. Es fördert Verständnis und Toleranz, zeigt Wege im Umgang mit den Erkrankten auf und erleichtert dadurch das Miteinander. Dennoch kommt beim Lesen die Unterhaltung nicht zu kurz und verleitet immer wieder zum Lachen.

 

Elisabeth Gonsch

5 Sterne
5 von 5

© 2015 Elisabeth Gonsch, Harald Kloth