Roman
München ; Knaur ; Mai 2016 ; 302 Seiten ; ISBN 3-426-51739-6
Marita ist mit Leib und Seele Krankenschwester. Doch in dem Husumer Krankenhaus, in dem sie arbeitet, wird ihr jede Minute, die sie zu viel mit ihren Patienten verbringt angekreidet.
Sie zweifelt. Kann sie ihren Beruf unter diesen Voraussetzungen überhaupt noch ausüben? Durch Zufall entdeckt sie eine Stellenanzeige, in der eine Pflegerin für einen schwerkranken Unternehmer in Südfrankreich gesucht wird. Mehr als ein bisschen Schulfranzösisch hat Marita zwar nicht vorzuweisen, aber Sprachkenntnisse sind nicht zwingend Voraussetzung für den Job. Aus einer Laune heraus schreibt sie eine E-Mail und als der zukünftige Arbeitgeber Monsieur Lafleur ihr einen dreimonatigen bezahlten Probeaufenthalt anbietet, gibt es für Marita kein Halten mehr. Sie nimmt sich eine Auszeit und reist nach Südfrankreich.
Das Anwesen der Familie Lafleur liegt inmitten von Blumenfeldern unweit der Parfümstadt Grasse. Der traditionsreiche Betrieb baut Rosen und Jasmin für die Parfümindustrie an. Lucien Lafleur leitet den Betrieb und er ist es auch, der Marita engagiert, damit sie sich um seinen Vater Georges kümmert, der nach einem Schlaganfall halbseitig gelähmt ist. Über ein Tablet kommuniziert er mit der Außenwelt. Im Umgang mit Menschen bringt Marita zwar einiges an Erfahrung mit, doch die beiden Herren machen es ihr sehr schwer. Zwischen den beiden scheint es viel Unausgesprochenes zu geben, was beide offensichtlich belastet. Zum Glück gibt es Ségolène, die Haushälterin. Diese kümmert sich rührend um die neue Kollegin - trotz aller Sprachschwierigkeiten. Georges Lafleur hat einen festen Tagesablauf, an den sich Marita strikt halten muss. Doch an zwei Tagen in der Woche muss der alte Herr nach Nizza zur Dialyse. Das bedeutet vier Stunden freie Zeit für Marita.
Nach und nach lernt sie dadurch die Stadt, die Menschen und die französische Lebensart kennen und lieben. Sehr großen Anteil daran hat auch François - ein Filou wie er im Buche steht. Ségolène mahnt zwar zur Vorsicht, aber Marita fühlt sich geschmeichelt, von so einem gut aussehenden Mann umgarnt zu werden. Mit seiner charmanten Art nimmt er Marita in Beschlag und verbringt sehr viel Zeit mit ihr. Er interessiert sich sehr für die Lafleurs und fragt Marita ganz geschickt aus - führt er etwa doch Böses im Schilde? Und was steckt eigentlich hinter Lucien Lafleurs Verschlossenheit? Nach und nach erfährt Marita, warum die Dinge so sind, wie sie sind.
Mit "Sonnensegeln" hat Marie Matisek einen herrlichen Sommerroman vorgelegt. Erst fühlt man sich ein wenig an "Ziemlich beste Freunde" erinnert, aber dann stellt man schnell fest, dass die Geschichte doch in eine ganz andere Richtung geht. Man kann sich so richtig hineinträumen in die duftenden Blumenfelder. Das Buch hat alles, was eine gute Geschichte braucht: Abenteuer sind zu bestehen, Geheimnisse werden gelüftet, es gibt unvorhergesehene Wendungen und selbst wer kein Faible für Liebensgeschichten hat, wird diesen Roman dennoch mögen.
Fazit: Die ideale Sommerurlaubslektüre! Sehr empfehlenswert.
Sonja Kraus
© 2016 Sonja Kraus, Harald Kloth