Robert Seethaler: Die weiteren Aussichten

Audio-CD

Bochum ; tacheles!/ROOF Music ; 2017 ; 1 CD ; ISBN: 978-3-86484-426-3

 

Seethaler muss man mögen - oder man tut es nicht. Langatmig die Geschichte "Die weiteren Aussichten", die Sprache dialektgefärbt und primitiv mit permanenten Wortwiederholungen. Die versuchte Poesie, die Weltsicht des Protagonisten Herbert Szevko wirkt komplett naiv. Knappe und inhaltsleere Dialoge zwischen den Figuren und die Lesung des Autors langsam, gedehnt und mit zum Einschlafen langweiliger Stimmführung. Hinzu kommen die zahllosen Klischees, mit denen ausgestattet der Autor seine grenzdebilen Figuren in die dörfliche Landschaft entlässt: Herbert als epileptisches Muttersöhnchen einer Tankstellenbesitzerin, der zu dumm ist, auf die Idee zu kommen, das Fenster zu öffnen, wenn die Luft im Raum heiß und stickig ist, dafür ausgestattet mit Zierfisch Georg als Haustier. Dann die dickliche Hilde, Reinigungskraft im örtlichen Hallenbad, die ständig als "prall" und "ohne Frisur" beschrieben wird. Schließlich die Mutter, über den Sohn wachend, die Hilde zunächst als Feindin ansieht und Volksmusiksendungen liebt.

Das erste Date zwischen Herbert und Hilde führt die beiden auf das Große Sauschlachtfest im Dorf und lässt sie, zu David Hasselhoff tanzend, einander näher kommen. Nicht fehlen darf der ständig stockbesoffene Rivale, dessen Ausschaltung zumindest eine gewisse Wendung ins Unerwartete ermöglicht.

Die Geschichte zieht sich jedoch dennoch zäh wie Kaugummi, die Naivheit der Figuren bleibt unerträglich und das Wort "Scheiße" ist das einzige, das aus dem Duktus heraussticht (dieses verwendet der Autor dafür exzessiv). Der Leser bzw. Hörer hofft, es möge irgendein Lichtblick am Horizont erscheinen, jedoch vergeblich.

Fazit: Wie gesagt, das muss man mögen oder mit einigem guten Willen "liebevoll" nennen, um es aushalten zu können. Ansonsten: reine Zeitverschwendung!

Christa Roßmann

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© 2017 Christa Roßmann, Harald Kloth