Ein Achtsamkeits-Roman
München ; Knaur; 2018 ; 366 Seiten; ISBN 978-3-426-51969-1
Schon in jungen Jahren ist Johanna zu ihrer Oma gezogen, weil sich ihre Mutter voll auf den Beruf konzentrieren wollte.
Marceline ist jetzt bereits 88 und das Gedächtnis spielt der alten Dame immer mal wieder einen Streich. Dass die Momente der Verwirrtheit immer öfter kommen, ist auch Johanna bewusst. Die
Thematik Alzheimer verdrängt sie aber so gut es geht. Stattdessen versucht sie jeden Tag aufs Neue das zu tun, was Marceline ihr immer schon gepredigt hat: achtsam durchs Leben zu gehen.
Als sich Johanna gerade auf einem ihrer Achtsamkeitsspaziergänge befindet, wird sie Zeugin eines Unfalls. In seinem verbeulten Porsche sitzt Leon, für den im Leben nur zählt, dass man erfolgreich
ist, viel Geld verdient und schnell ans Ziel kommt.
Mach mal bremst einen das Leben aber aus, wenn man zu übermütig wird. Johanna ist sofort hin und weg von diesem "Botticelli-Engel", den sie aus dem rauchenden Auto zieht. Auch wenn der
nicht lange bei Bewusstsein ist, wird schnell klar, dass sich seine Begeisterung dagegen in Grenzen hält. Doch Johanna lässt nicht locker und besucht Leon sogar im Krankenhaus. Nachdem er mit dem
verletzten Bein nicht in seine Wohnung zurück kann, lädt sie Leon sogar zu sich ins Haus der Großmutter ein.
Und dann ist da auch noch Kio, der traumatisierte Flüchtlingsjunge aus Nigeria, den Marceline bei sich aufgenommen hat.
Während Johanna immer noch fest davon überzeugt ist, in Leon DEN Menschen fürs Leben gefunden zu haben, bleibt dieser reserviert und reagiert oft abweisend. Mit dem traumatisierten Kio geht er
aber ganz behutsam um. Hat er etwa auch schon mal Dramatisches erlebt?
Nicole Walter greift in dieser netten Geschichte ein paar aktuelle Themen auf, die sich sehr gut mit der Achtsamkeitsthematik verbinden. Jedes Kapitel wird durch ein schönes
Achtsamkeits-Statement eingeleitet. Während des Lesens erfährt man so auch ganz nebenbei einiges über die Achtsamkeitslehre.
Fazit: Ein schön geschriebenes Buch voller Impulse, das Leben jeden Tag zu umarmen.
Sonja Kraus
© 2018 Sonja Kraus, Harald Kloth