Roman
Hamburg ; Kindler ; 2019 ; 347 Seiten ; ISBN 978-3-463-40720-3
Als Tochter einer alleinerziehenden Mutter im erzkatholischen Irland hatte es Elisabeth Keane nicht leicht im Leben. Vor vielen Jahren hat es sie nach New York verschlagen - wohl auch, um der gefühlten Enge und sozialen Kontrolle zu entkommen. Im Hinblick auf ihr Liebesleben hatte Elisabeth leider auch wenig Glück.
Ihr Mann Elliott, mit dem sie einen Sohn hat, trennte sich von ihr, nachdem er sich als Homosexueller geoutet hatte.
Nun ist Elisabeths Mutter verstorben und sie muss zurück in ihre irische Heimat um den Haushalt aufzulösen. Als sie unter den Hinterlassenschaften der Mutter einen Stapel Briefe findet, beginnt
Elisabeth zu lesen und begibt sich auf eine Reise in die Vergangenheit. Stück für Stück kann sie in Erfahrung bringen, wer ihre Mutter Patricia wirklich war. Als sie dann noch vom Notar erfährt,
dass sie neben dem Haus ihrer Mutter auch noch ein Haus an der Küste geerbt hat, ist sie zunächst verwirrt.
Neugierig macht sie sich auf den Weg dorthin. Malerisch liegt 'Castle House' zwischen dem Meer und einer Burgruine. Das Haus gehörte Elisabeths Vater Edward Foley. Doch wie kam Patricia damals
nur an diesen entlegenen Ort? Und warum hieß es immer, ihr Vater sei längst tot? Als Elisabeth erfährt, dass ihr Vater noch lebt und in einem Pflegeheim untergebracht ist, besucht sie ihn. Leider
ist sein Zustand so schlecht, dass er Elisabeth keine Hilfe bei den Nachforschungen ist. In seinem Zimmer stößt sie aber auf Fotos, die ihr weiterhelfen. Stück für Stück erfährt die verwirrte
Elisabeth, was damals vorgefallen ist.
Angesiedelt in der rauen Landschaft an der irischen Küste ist 'Eine irische Familiengeschichte' ein brillianter Roman über das Leben mit all seinen Widrigkeiten und überraschenden Wendungen. Die
Geschichte zeigt, dass großes Unglück manchmal am Ende auch großes Glück bedeuten kann. Die kapitelweisen Sprünge von der erzählten Gegenwart in die Vergangenheit machen das Buch zu einem wahren
Pageturner. Nach 'Ein irischer Dorfpolizist' beweist Graham Norton erneut, dass er ein begnadeter
Geschichtenerzähler ist.
Fazit: eine tragische Familiengeschichte brilliant erzählt.
Sonja Kraus
© 2019 Sonja Kraus, Harald Kloth