Nicole Dau: Glück ist in der kleinsten Hütte

Unser Traum vom Tiny House

München ; Piper ; 2019 ; 223 Seiten ; ISBN 978-3-492-06159-9

Für die PR-Beraterin Nicole Dau steht schon seit längerem fest, dass sich ihr bisheriges Leben ändern muss, da sie ansonsten daran zerbricht. Aber wie? Zu Beginn besteht der Wunsch, nach Lust und Laune einfach mal aus dem Alltag auszusteigen. Und wie ginge das besser, als mit einem umgebauten Bus. Ein rollendes Zuhause muss also her. Dank Internet informieren sich Nicole und ihr Mann Carsten über den Ausbau und das Leben im Bus.

Doch das Projekt scheitert an den altersgemäßen Schäden des Fahrzeugs. Ebenfalls schon länger hegen die beiden den Wunsch, der Stadt Hamburg den Rücken zu kehren – zwar nicht was die Jobs anbelangt, aber im Hinblick auf das Wohnen. Denn was nützt es, mitten in der Stadt zu wohnen, wenn einen die Arbeit und das restliche Umfeld so auslaugen, dass man abends gar keine Lust mehr hat, vor die Tür zu gehen um das vielfältige Angebot zu nutzen? Dann lieber gleich aufs Land ziehen. Doch wie soll man sich das heutzutage leisten können? Im Internet stoßen die beiden auf die Idee der Tiny Houses. In ihnen reift die Idee heran, sich ein Haus auf Rädern zu bauen. Damit wäre die Grundidee des rollenden Zuhauses wieder aufgegriffen.

Nicole und Carsten recherchieren, sehen sich andere Tiny Houses an, die man zum Teil auch bereits schlüsselfertig kaufen kann. Doch schnell wird den beiden klar, wenn sie das Projekt in Angriff nehmen, dann kommt nur ‚Marke Eigenbau‘ in Frage. Gemeinsam machen sie sich auf die Suche nach einem zum Ausbau geeigneten Objekt. Parallel dazu beginnen die beiden auch, ihr bisheriges Leben in der Stadt Hamburg aufzulösen. Überflüssige Dinge werden auf dem Flomarkt verkauft da man im neuen Leben ja nicht mehr so viel Platz haben wird und viele Sachen sich einfach über die Jahre angehäuft haben, ohne dass man sie wirklich benötigt. Als der Kauf eines alten Bienenhauses und ein Stellplatz vor den Toren Hamburgs schon in trockenen Tüchern scheinen, kündigen die beiden ihre Hamburger Wohnung. Dann zerschlägt sich aber das mit dem Bienenhaus und die beiden müssen schnellstens ein Alternativobjekt finden, um später nicht ohne Dach über dem Kopf dazustehen. Zum Glück klappt das mit dem Stellplatz wenigstens. Auch wenn sie es fast schon nicht mehr für möglich gehalten haben, finden sie einen Bauwagen, der sich für ihre Umbaumaßnahmen zu eignen scheint. Die beiden schlagen zu und ab diesem Zeitpunkt verbringen sie jede freie Minute im und um den Bauwagen. Zeitgleich trüffeln die beiden was das Zeug hält. Damit ist gemeint, dass sie die Kleinanzeigen nach Dingen durchforsten, die andere Leute verschenken.

Ziel ist es, möglichst wenig Material neu zu kaufen. Das Paar plant also Upcycling im großen Stil. Und es funktioniert erstaunlich gut. Zwar kommen die beiden um einige Neukäufe nicht herum, aber so gut wie alle Holzelemente wie Balken und Verkleidungen sammeln sie sich kostenlos zusammen. Die beiden werkeln drauflos und Stück für Stück werden Fortschritte sichtbar. Am schwierigsten gestaltet sich der geplante Aufbau für das Schlafloft, doch auch diese Herausforderung meistern die beiden Hobbyheimwerker. Und letztlich können sie wie geplant ins neue Zuhause einziehen und das Landleben genießen.

Diese sehr persönliche und ehrliche Schilderung des Projekts ‚Wir bauen uns ein Tiny House‘ macht Lust aufs Heimwerken. Und eins kann man von Nicole Dau und ihrem Mann lernen : man muss sich manchmal einfach trauen, Dinge zu tun, die man zuvor noch nie gemacht hat. Dabei wächst man nämlich oft auch über sich selbst hinaus. Die Fotos im Mittelteil vermitteln sehr anschaulich, wie der Bauwagen Stück für Stück zum gemütlichen Zuhause wurde.

Fazit: sehr lesenswertes Buch über die Chancen und Herausforderungen beim Tiny House-Bau.

 

Sonja Kraus

4 Sterne
4 von 5

© 2019 Sonja Kraus, Harald Kloth