Andreas Gößling: Rattenflut

True-Crime-Thriller

München ; Knaur ; 2020 ; 528 Seiten ; ISBN: 978-3-426-52502-9
 
Kira Hallstein, Polizistin beim LKA Berlin, ist derzeit beurlaubt und auch ihre ehemaligen Kollegen wissen nicht, wo sie sich aktuell aufhält. Ihr früherer Kollege Max Lohmeyer befindet sich im Krankenstand. Was jedoch keiner ahnt ist, dass beide für eine Sondereinheit des Bundeskriminalamtes tätig sind. Ihnen zugeteilt sind auch noch die beiden Kollegen Tony und Ria.
Kiras Auftrag ist immer noch die Bruderschaft zu zerschlagen, die in den letzten Jahrzehnten großes Unheil über die Welt gebracht hat. Ria wurde als Kontaktperson auf den Krankenpfleger Niklas Makowski angesetzt, um Aktenmaterial aus der Kinderklinik der Organisation „Dignity of You“ zu erhalten.

 

Niklas und sein Vater werden auf bestialische Weise umgebracht, und der Täter weiß, dass Niklas Kontakt zu Ria hatte. Die Ermittlungen übernehmen Svenja Wuttke und Leif Jensen, dies ist der Nachfolger von Kira im LKA Berlin. Er will den Fall eigentlich so schnell wie möglich abschließen, damit seine Aufklärungsquote weiterhin stabil bleibt. Svenja, die immer noch Kontakt zu Max hat, traut ihrem Kollegen nicht und beginnt auf eigene Faust zu ermitteln. Kira und Max bereiten sich derweil auf einen großen Einsatz auf einer indonesischen Insel vor.

 

Auf Maipaan liegt das Zentrum der Bruderschaft und Max soll als verdeckter Ermittler eingeschleust werden. Doch mehr und mehr wird deutlich, dass die Bruderschaft bestens vernetzt ist und so gut wie nichts im Verborgenen geschehen kann.
 
Nach 'Wolfswut' und 'Drosselbrut' beendet Andreas Gößling mit 'Rattenflut' seine Trilogie um die Ermittlerin Kira Hallstein.
Das Finale überzeugt mit einem rasanten Plot mit vielen Einblicken in menschliche Abgründe. Es lässt einen immer wieder erschaudern, wenn man bedenkt dass es sich um einen True-Crime-Thriller handelt.  Der Autor schafft es, sich in die einzelnen Charaktere hineinzudenken, was nicht immer einfach ist und noch lange wird dem Leser der Refrain im Ohr bleiben: „Kilroy was here“.
 
Fazit: Ein spannender, sehr schockierender Thriller mit einer detaillierten Gewaltschilderung, die einem alles abverlangt!

 

Matthias Wagner

4/5 Sterne
4/5 von 5

 

Der dritte Band „Rattenflut“ von True-Crime-Autor Andreas Gößling reiht sich ein in die bisherigen Fälle des Ermittlerduos Kira Hallstein und Max Lohmeyer.

 

Im neuen Fall ist Hallstein zwar offiziell beurlaubt, aber in ihrer neuen Aufgabe für eine geheime Sonderheit von Europol setzt sie weiterhin alles daran das Menschenhandels-Kartell „Die Bruderschaft“ endlich zur Strecke zu bringen. Dieser Thriller beginnt mit dem Mord an einem Pfleger einer Berliner Kinderkrebsklinik, der Hallstein Informationen zu Missbrauchsfällen in der Klinik zukommen lassen sollte. Hinter diesen Vorfällen scheint ein berühmter Ex-Popstar zu stecken, der unter dem Deckmantel seiner Schirmherrschaft für die Klinik, uneingeschränkten Zugang zu den schutzlosen Patienten erhält.

 

Als Hallsteins Mitarbeiterin auch ins Visier der Bruderschaft gerät und Hauptkommissar Jensen, der Hallsteins Stelle bei der Mordkommission übernommen hat, weiter an einem Einbruch mit Raubüberfall im Falle des Pflegers festhält, muss Hallstein selbst einschreiten.  Zusammen mit ihrem Ex-Kollegen Max, der undercover für seinen großen Einsatz, eine Unterwanderung des Netzwerks, trainiert, kommt es zu einem Showdown auf einer einsamen indonesischen Insel, dem Zentrum der Bruderschaft.

Wie auch die vergangenen Bände ist dieser Thriller nichts für zartbesaitete Gemüter, da Gewaltszenen und Abartigkeiten von Psychopathen sehr detailliert beschrieben werden. Dieses Mal ist es jedoch noch schwerer zu ertragen, da der Missbrauch und die Verstümmelung von Kindern und Jugendlichen in allen Einzelheiten geschildert werden. Der Leser taucht ein in eine Hölle aus Missbrauch und Gewalt, der die Kinder schutzlos ausgeliefert sind. Umso schlimmer ist, dass sogar Ärzte ihre schützende Hand über die Täter halten und so ihren Teil beitragen. Der Spruch vom Klappentext „Hart, härter – Hallstein“ ist daher wörtlich zu nehmen. Das Buch basiert auch dieses Mal auf einem wahren Fall, nämlich den des BBC-Entertainers Jimmy Savile. Nach dessen Tod 2011 wurde bekannt, dass er hunderte von Kindern in Hospitälern und Hospizen missbraucht hatte, zu denen er als Schirmherr Zutritt hatte.

Andreas Gößling erzeugt durchgehend eine spannungsgeladene Atmosphäre, die den Leser das Buch kaum zur Seite legen lässt. Bis zuletzt schafft es der Autor die Spannung aufrecht zu erhalten, ob es Hallstein tatsächlich gelingt das Kartell zu Fall zu bringen, aber gleichzeitig werden die Szenen auf der Insel ein wenig langatmig dargestellt. Die detaillierten Schilderungen der Verstümmelungs- und Missbrauchsszenen tragen wenig zur Handlung und zur Spannung bei, sondern sind einfach nur sehr grausam, als ob der Autor hier um jeden Preis noch über seine vorherigen Bücher hinausgehen wollte. Die Ermittler Hallstein und Max sowie auch die Kommissarin Svenja Wuttke im LKA sind wie in den vorherigen beiden Bänden ein sympathisches Ermittlerteam. 

Fazit:  Auch der letzte Band der Trilogie um die ungewöhnliche Ermittlerin Kira Hallstein ist lesenswert für alle, die harte und spannende True-Crime-Thriller lieben!  Abstriche gibt es für zu viele Details in der Beschreibung des Kindesmissbrauchs und der Gewalt an Kindern und einige Längen im letzten Teil des Buches. Trotzdem schade, dass die Reihe damit beendet zu sein scheint.

 

Katrin Hildenbrand

3/4 Sterne
3/4 von 5

© 2020 Matthias Wagner, Katrin Hildenbrand, Harald Kloth