Petra Reski: Als ich einmal in den Canal Grande fiel

Vom Leben in Venedig

München ; Droemer, 2021 ; 269 Seiten ; ISBN 978-3-426-27846-8

 

Die Schriftstellerin und Journalistin Petra Reski lebt seit 1991 in Venedig und ist mit einem Venezianer – im Buch immer nur „der Venezianer“ genannt - verheiratet.

 

Im Ruhrgebiet geboren hat sie sich wortwörtlich bei ihrem ersten Besuch 1989 in Venedig in die Stadt und einen ihrer Bewohner verliebt. Diese Liebe zu der Stadt ist in Reskis Buch stark zu spüren, aber vor allem auch der Schmerz und die Wut über den Ausverkauf und die langsame Zerstörung Venedigs durch skrupellose Politiker und Unternehmen.

 

Die Autorin berichtet in ihrem Buch über den Alltag und vor allem die Probleme der Venezianer mit Touristenmassen, Kreuzfahrtschiffen, dem immer zerstörerisch werdenden Hochwasser in den letzten Jahren. Petra Reski ist auch in Bürgerrechtsgruppen aktiv, die sich gegen die Pläne von Politikern richten, Venedig weiter zu verramschen.

 

Persönlich wird es, wenn die Autorin gleich im ersten Kapitel vom überraschenden Wegzug ihres langjährigen Freundes Alberto erzählt. Einer der letzten Fischer Venedigs ist heimlich nach Mestre umgezogen, weil seine Frau es praktischer fand. Reski ist entsetzt, denn Alberto „ist doch ein Lagunenfisch, un paganeo, un gò, einer, der ohne Wasser nicht überleben kann.“ Ein typisches Beispiel für so viele Venezianer, von denen immer mehr auf das Festland ziehen.

 

Begeistert schildert die Autorin Fahrten mit ihrer topetta, einem typischen Fischerboot in den Kanälen Venedigs.  Anfangs liest sich das Buch trotz der kurzen Kapitel etwas zäh. Aber nach dem ersten Drittel, das eher persönlich gehalten ist, ist man sprachlos aufgrund der zahllosen Beispiele, die Venedigs Ausverkauf symbolisieren. Reski kann aufgrund ihres Engagements allerhand Insiderwissen präsentieren. Es bleibt nur zu hoffen, dass die Initiativen in Venedig ihren Kampf noch gewinnen werden. So deutlich wie dieses Buch hat noch kein Zeitungsartikel beschrieben wie sehr Venedig und vor allem seine Einwohner am Abgrund stehen.

Fazit: Ein leidenschaftliches Plädoyer für eine der schönsten und gleichzeitig bedrohtesten Städte der Welt geschrieben von einer sehr engagierten Einwohnerin Venedigs.

 

Katrin Hildenbrand

4 Sterne
4 von 5

© 2021 Katrin Hildenbrand, Harald Kloth

 

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