Andrzej Szczypiorski

Eine Messe für die Stadt Arras

 

Im Frühling des Jahres 1458 wurde die Stadt Arras von einer gewaltigen Hungersnot und der größten Geißel des Mittelalters, der Pest heimgesucht. Im Laufe eines Monats fand beinahe ein Fünftel der Stadtbevölkerung den Tod.

 

Im Oktober 1461 kam es aus ungeklärten Gründen zur berüchtigten "Vauderie d´Arras" - grausame Juden- und Hexenverfolgungen durch die heilige Inquisition, Prozesse wegen angeblicher Ketzerei, zu Brandschatzungen, Vergewaltigungen und Morden durch die Obrigkeit. Nach drei Wochen trat urplötzlich wieder Ruhe ein.

 

Geraume Zeit danach erklärte David, der Bischof von Utrecht und unehelicher Sohn des Herzogs von Burgund alle Hexen- und Ketzerprozesse für nichtig.

 

Dieser Historienroman kann getrost als zeitlose Gesellschaftsstudie angesehen werden; er greift vielfältige und vor allem zeitlose Themen auf: Judenpogrome, Ketzerei, religiösen Fanatismus, Diktatur, Massenwahn und Denunziantentum.

 

Der im Jahre 2000 verstorbene Autor schreibt eine etwas langatmig wirkende Studie über religiösen Massenwahn, über die Zerstörung ganzer Gesellschaften und deren Strukturen und dem damit einhergehenden Zerfall von Sitten und Moral.

 

Fazit: Aus der Perspektive eines Ich-Erzählers wirkt dieses berichtartige Roman eher wie eine Soziologiestudie mit vielen psychologischen Aspekten denn als Erzählung. Diese topaktuellen Themen hätten einer moderneren Sprache bedurft; der Leser ist zu sehr damit beschäftigt den berühmten Roten Faden nicht zu verlieren als sich mit diesen wichtigen und heiklen Thematiken auseinander zu setzen.

 

Wolfgang Gonsch

3 Sterne
3 von 5

© 2005 Wolfgang Gonsch, Harald Kloth