Als am 12. März 2003 der serbische Premierminister Zoran Djindjic ermordet wurde, wurden allen deutlich, dass einerseits der Demokratisierungsprozess in Serbien weiter von Milosevic treuen oppositionellen Gruppierungen, aber insbesondere auch von Vereinigungen des organisierten Verbrechens nachhaltig gestört wird.
Wer dazu einen Einblick in die tief verwurzelten anarchischen Strukturen zwischen Politik, Wirtschaft, Militär und Mafia gewinnen will, für den stellt das Buch "Balkan-Mafia" von Norbert Mappes-Niedik ein unverzichtbares Beitrag da. Mit einer erstaunlichen Präzision, zeichnet der Autor detailliert nach, mit welcher Rücksichtslosigkeit - Mord zur Durchsetzung der Politik ist ein gängiges Mittel - das organisierte Verbrechen mit den korrupten Eliten in den Staaten von Ex-Jugoslawien und Albanien, ja bis nach Bulgarien und Rumänien "kooperiert".
Diese Verstrickungen untermauert er anhand Beispielen wie Schmuggel mit Zigaretten oder Benzin und Menschenhandel. Dabei sind diese Themen grundsätzlich nicht neu, jedoch waren sie selbst mir als eifrigen Leser überregionaler Zeitungen wie die Süddeutsche Zeitung oder FAZ in dieser Dimension nicht bewusst. Waren dabei früher die Staaten Ex-Jugoslawien sowie Bulgarien die Zentren von Drogen- und Frauenhandel, so hat heute Albanien diese Rolle übernommen, da die dortige Regierung sich außerstande sieht Gesetz und Ordnung auch nur halbwegs zu etablieren.
Zusammenfassend stellt Mappes-Niediek fest, dass insbesondere durch die Embargo-Politik der Vereinten Nationen und in Folge der NATO eine wesentliche Schuld am rechtsfreien Zustand am Balkan zuzuschreiben ist. Die einzige Möglichkeit, der unübersichtlichen Lage Herr zu werden sieht er in einem zügigen Annäherung oder gar Beitritt dieser Staaten zur Europäischen Union.
Fazit: Insgesamt ein gut zu lesendes Buch, welches durch seine "Insiderkenntnisse" absolut überzeugt.
Andreas Pickel
© 2003 Andreas Pickel, Harald Kloth