Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation gibt es weltweit über 750 Millionen Menschen mit Behinderungen. Von den etwa 161 Millionen Sehbehinderten sind circa 37 Millionen Menschen blind. Zusätzlich dazu überaltern die westlichen Gesellschaften - die Senioren werden eine nicht mehr zu vernachlässigende Zielgruppe von Webseiten. Auch die Verarbeitung von Internetseiten durch mobile Geräte nimmt zu. Gesetzliche Vorgaben gibt es seit 2002 mit einer Verordnung zur Schaffung barrierefreier Informationstechnik. Selbst Suchmaschinen bevorzugen strukturierte und linearisierbare Inhalte. All dies sind viele gute Gründe, sich mit barrierefreiem Webdesign zu beschäftigen.
Das Praxishandbuch für Webgestaltung richtet sich vornehmlich an erfahrenere Entwickler von Webseiten und grafischen Programmoberflächen. Der Autor Jan Eric Hellbusch legte bereits 2001 das "Knowware-Heft" Barrierefreies Webdesign vor (2005 in einer zweiten Auflage).
In gemeinschaftlicher Arbeit mit vielen Co-Autoren erstellt, darf nun das 382 Seiten starke Buch gleichnamigen Titels (erschienen im dpunkt-Verlag) als Standardwerk für alle professionellen Webentwickler gelten.
Zunächst wird Basis- und Hintergrundwissen zu diversen Behinderungen und technischen Hilfen aufgezeigt. Verordnungen und Standards im Web werden ebenfalls im ersten Kapitel erwähnt.
Das zweite (und umfangreichste) Kapitel ermöglicht es, sich anhand vieler Beispiele praktisch mit den Themen Texte, Farben, Navigation, Layout, Geräteunabhängigkeit und Validierung auseinanderzusetzen.
Kapitel Drei widmet sich der Einbindung von "Synchronized Multimedia Integration Language" (SMIL), Macromedia Flash und dem "Portable Document Format" (PDF).
Grafische Programmoberflächen sind im Kapitel Vier behandelt.
Kapitel Fünf geht in die Praxis und stellt Argumentationsmöglichkeiten und Testverfahren zu barrierefreien Techniken vor.
Sehr brauchbar sind die Seitenverweise vom Text der BITV im Anhang. Ausgehend vom rechtlichen Rahmen kann sich der Leser so (neben Inhalts- und Stichwortverzeichnis) das Buch auch systematisch erschließen.
Leider gibt es nur im Kapitel Zwei farbige Bilder. Dafür sind auf beiliegender CD-ROM alle Bilder und dutzende von Beispieldateien zu finden. Ergänzend kommen Tutorials zu XHTML, SMIL, Flash, CSS und Filmen hinzu. An Software finden sich A-Prompt, Webformator und MAGpie auf dem Silberling. Zahlreiche Links zu vielen weiteren Quellen im Web sind selbstverständlich.
In der zweiten Auflage des Buches wurden einige Fehler bereinigt. Feedback zum Buch kann auf einer eigenen Webseite zum Buch abgegeben werden. Dort sind auch eine Audiofassung und eine Datei im PDF-Format des Buches (für berechtigte Personen) bestellbar.
Fazit: Dieses hilfreiche Nachschlagewerk und Arbeitshandbuch gehört auf den Schreibtisch jedes professionellen Webdesigners.
Harald Kloth
© 2004 Harald Kloth