Wie oft hört man Zitate wie „wenn der Berg was von mir will, dann soll er halt kommen“ oder „i muaß auffe!“ Wie kommt es, dass die Berge, hoch oder niedrig, zerklüftet oder rund, die Menschen so entzweien? Viele lieben, brauchen sie, einige hassen sie, sehr wenigen sind sie egal.
Ich gehöre eindeutig – wie der Großteil der AutorInnen, die Einzug in die Anthologie Bergglühen gefunden hat - zu der Kategorie Mensch, die ohne Berge nicht leben können. Vielleicht, weil ich auf bzw. in den Bergen eine sehr glückliche Kindheit verbrachte, und erst mit dem Älter werden „ins Tal“ musste und mit den Widrigkeiten des Lebens konfrontiert wurde? Möglich!
Geht es mir eventuell wie der berühmten Heidi von Johanna Spyri, die bereits im 19. Jahrhundert ihr Glück beim Großvater auf der Alm fand, und nicht in dem Moloch Frankfurt? Wahrscheinlich!
Oder vielleicht deshalb, weil ich in der ruhigen aber rauen Bergwelt, mit ihren tosenden Wasserfällen, atemberaubenden Klammen, blühenden Almwiesen, herrlichen Gipfeln, steilen Klüften, gigantischen Aussichten aber auch Einsamkeit und Stille Kraft schöpfen, zu Ruhe, Besinnung und Einkehr kommen kann? Ganz bestimmt!
Und so wie mir ging und geht es vielen Literaten rund um den Globus und auch den meisten die hier in diesem Lesebuch versammelt sind. Machen Sie zusammen mit Mark Twain die Rigi-Besteigung, gehen sie im Jahre 1336 mit Francesco Petrarca auf den Mont Ventoux, verleben sie mit Hermann Hess Wintertage in Graubünden, „gehen“ sie mit Eich Kästner in Halbschuhen auf die Jungfrau oder mit Max Frisch über die Alpen.
Sie können aber auch mit Kurt Tucholsky über die Liebe zu den Bergen philosophieren, mit Robert Walser die Herrlichkeit der Bergwelt bewundern oder mit Ödön von Horváth über die Vorzüge kleiner und großer Berge diskutieren.
Nur mitnehmen würde ich das Buch nicht, sonst könnte man den richtigen Zeitpunkt für den Abstieg verpassen!
Fazit: Alles in allem findet in diesen 270 Seiten wirklich jeder, vom Liebhaber bis zum Skeptiker interessantes und kurzweiliges über die Bergewelt. Unzählige SchriftstellerInnen von Rang und Namen brachten lesenswertes zu Papier, von der Miniatur über die Kurzgeschichte bis hin zur Fabel, 26 fanden den Weg in diese gelungene Anthologie von Daniel Kampa.
Wolfgang Gonsch
© 2013 Wolfgang Gonsch, Harald Kloth