Jessica Durlacher

Emoticon

Roman

Politische und zwischenmenschliche Konflikte um das Thema Holocaust, Juden und Palästinakonflikt nehmen in diesem dritten Roman von Jessica Durlacher, wie auch in ihren anderen beiden Romanen Das Gewissen und Die Tochter den zentralen Platz ein.


Aischa, eine radikale palästinensische Kämpferin, ist ein ungewöhnlicher Mensch. Sie mailt mit ihren Bekannten im Internet und hat auf diese Weise viel über sich selbst erfahren. Denn beim Schreiben und Kommunizieren mit der ganzen Welt kann sie sein, wer sie will: Eine aufrichtige, mutige und pflichtbewusste, oder eine aufgewühlte, freche und draufgängerische Aischa. Die virtuelle Internetwelt macht es möglich. Sie schreibt über ihren Bruder Tarik, der sie blindwütig schlägt, über ihre Wut auf ihn und über ihre verzweifelte Situation, die sie durch das Schreiben bewältigen und erträglicher machen will. Tarik schwört oft, die Juden zu verjagen, und früher himmelte sie deswegen ihren tapferen Bruder an. Mit den Jahren entwickelte sich bei ihr ein Hass auf alles Israelische.


Aischa schließt eine Internetfreundschaft mit einem Jugendlichen namens Daniel, der unsicher, verwundbar und naiv ist. Er ist ein sympathischer Teenager, der schon eine Enttäuschung mit der ersten Liebe erlebt hat. Daniel verliebt sich in Aischa, aber er hat keine Ahnung von ihren Plänen. Er weiß nicht, dass für sie diese Beziehung im Grunde nur Rache bedeutet. Und selbstverständlich führt sie die Regie. Die beiden kommunizieren durch Emoticons, eine Zeichensprache im Internet mit Hilfe von Satzzeichen. Daniel geht voll in diesem Briefwechsel auf, ohne zu wissen, dass sie keine orthodoxe Jüdin ist, für die sie sich ausgibt. Aischa lockt Daniel in eine Falle, welche für ihn tödlich wird.


Die Autorin verschafft einen Einblick in die Mentalität der Menschen im Nahen Osten und gleichzeitig ist das Buch ein Versuch diese so unterschiedliche, ständig gegeneinander kämpfenden Welte zu erklären und zu verstehen.


Fazit: Ein emotional stark geschriebenes Buch, man merkt, dass dieses Thema die Schriftstellerin sehr beschäftigt. Leider kann es aber nicht jeden Leser mitreißen, weil einige Figuren des Romans und ihre Handlungen unverständlich und unglaubwürdig sind.


Ludmila Hück

3 Sterne
3 von 5

 © 2007 Ludmila Hück, Harald Kloth