Arno Geiger

Es geht uns gut

Lesung, gelesen von Arno Geiger, 4 CDs

Umjubelt und gerühmt wurde der vierte Roman des Bregenzers Arno Geiger, die Feuilletons frohlocken über seine Beobachtungen im beschaulich-gemütlichen Österreich nach dem Zweiten Weltkrieg bis hin in unsere Gegenwart. Die mit dem deutschen Buchpreis ausgezeichnete Familienchronik ist auch wirklich lesenswert doch in der gekürzten Hörfassung bleibt nur der funktionierende, wenig begeisternde und unsentimentale Rumpf übrig!


Dabei hat der Autor selbst die Kürzung besorgt, die regelrecht barbarisch ausfallen musste: das Buch hat an die 400 Seiten, und das Hörbuch nur vier CDs. Wenn man von einer Verwertung von 35 bis 40 Seiten pro Silberscheibe ausgeht, fiel also mehr als die Hälfte nicht der schriftstellerischen Schere, sondern dem Schlachterbeil des Autors zum Opfer - eindeutig zu viel!


Die Geschichte in der Hörbuch-Fassung funktioniert zwar, jedoch muss der Hörer viel zu lange warten, um etwa nur die Berufe der einzelnen Figuren zu entschlüsseln. Die regelrecht amputierte Fassung bleibt irgendwie blutleer, der berühmte Funke springt nicht über.


Ebenfalls nur Andeutung bleibt die Tragweite des Generationenkonflikts, des senil gewordenen Altpolitikers einerseits und seiner aus Überzeugung und jugendlicher Begeisterung in die falsche Ehe mit dem richtigen Mann geflohenen Tochter andererseits. Die Medizinerin Ingrid und ihr Versager-Gatte Peter waren einst schwer verliebte Turteltäubchen und werden für ihre Kinder zum ewig unzufriedenen, aneinander verzweifelnden, nur noch einigermaßen funktionierenden Elternpaar.


Solche über Jahre und Jahrzehnte gewachsenen, genau geschilderten und genüsslich filetierte Beziehungskisten hat der Roman einige zu bieten, das Hörbuch reduziert leider alles auf die eigentliche Story.


Zum nicht gerade berauschenden Gesamteindruck trägt auch die unglaublich monotone Stimme des vorlesenden Autoren bei: Diese verleiht zwar der Story das unvergleichliche österreichische Lokal-Kolorit, dringt aber zu keiner Phase in die Tiefe des Plots ein.


Fazit: Wer sich das Buch zu Gemüte führen will ist gut beraten. Aber nach dem zweifelhaften Genuss sich diese vier trüben, deprimierenden und fast schon depressiven Hörbuch-CDs anzutun, geht es einem nicht mehr gut!


Wolfgang Gonsch

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© 2006 Wolfgang Gonsch, Harald Kloth