Hans-Martin Stimpel

Die deutsche Fallschirmtruppe 1942 bis 1945

Einsätze auf Kriegsschauplätzen im Osten und Westen

(Deutsche Fallschirmjäger im Zweiten Weltkrieg, Band 2)

Vorliegender zweiter Band ist der Folgeband von Einsätze auf Kriegsschauplätzen im Süden (Band 1) und Vorläufer von Ihr Aufbau und ihr Einsatz in den ersten Feldzügen der Wehrmacht (Band 3) und schließt in seiner Informationsfülle und Genauigkeit nahtlos an den ersten an. Zahlreiche, bis dato kaum bekannte Fakten werden zu einem sachlich wie fachlich hervorragendem Nachschlagewerk über die Fallschirmtruppe zusammengefasst.

Obschon dieses Werk die wahrscheinlich schrecklichste Zeitspanne der neueren Geschichte mit all ihren Grausamkeiten und Irrationalitäten beschreibt, gelingt es dem Autor grandios, einerseits emotionslos Fakten, Daten und Abläufe aneinander zu reihen, andererseits nie die schrecklichen Geschehnisse des Krieges mit all seinen Auswüchsen aus den Augen zu verlieren.

 

Die zentrale Aussage des Werkes ist die erstaunliche und heute kaum mehr nachvollziehbare "Degradierung" der Fallschirmtruppe zur reinen "Feuerwehr" im Erdeinsatz. Auf diesen, aber auch auf viele andere gravierenden Fehler der deutschen Wehrmachtsführung geht der ehemalige Fallschirmjäger des öfteren ein. Er beweist zusammen mit vielen bislang streng geheim gehaltenen Daten wie die Fallschirmtruppe nach ihren Erfolgen wie Eben-Emael oder dem unter hohen Verlusten erkauften Sieg auf Kreta "verheizt" wurde.

 

Die Soldaten der dritten Dimension konnten zwar dank Ihres Chorgeistes, der besseren Ausrüstung und Bewaffnung gegenüber anderen Wehrmachtsteilen und ihrer vor allem anfangs hervorragenden Ausbildung die an sie gestellten Aufgaben meist erfüllen, doch dabei mussten sie einen irrsinnigen Blutzoll verrichten. Hier sei stellvertretend folgende Begebenheit angeführt: im Oktober 1943 verlegt die 1. FSJ-Division unter ihrem Tarnnamen 7. Fliegerdivision mit ca. 6.000 Soldaten, Waffen, Gerät und Fahrzeugen in insgesamt 75 Transportzügen nach Russland; am 01.06.44, gute sechs Monate später melden sie die Reste der einstmals stolzen Einheit einschließlich ihrer vereinzelt zugeführten Ersatzsoldaten in zwei Eisenbahnzügen "zerlumpt und zerrissen" zurück!

 

Dieses Buch stellt ein Nachschlagewerk über die Fallschirmtruppe des 2. Weltkrieges mit stark wissenschaftlichem Charakter in absolut historischer Genauigkeit dar. Emotionaler gehalten als der erste Teil, aber jederzeit neutral und jeglicher politischer Wertigkeiten erhaben. Das fehlen eines Komplettregisters bzw. militärischer Stärke- und Ausrüstungsnachweise für die beschriebenen Einheiten entpuppen sich manchmal als Störfaktor bei den vergleichenden Beschreibungen der Kriegsgegner.

 

Es bleibt abschließend nur der eine Wunsch offen: hoffentlich nimmt sich Hans-Martin Stimpel auch der Kriegsjahre 1939 bis 1941 bzw. der Gründung, Aufstellung und Ausbildung der Fallschirmjägertruppe an.

 

Fazit: Ein akademisches Lesebuch für Geschichtsinteressierte von hoher Qualität, für Einsteiger in die Materie aber nur mit Einschränkungen zu empfehlen.

 

Wolfgang Gonsch

4/5 Sterne
4/5 von 5

© 2003 Wolfgang Gonsch, Harald Kloth