Loriot

Gesammelte Prosa

Sämtliche Dramen, Geschichten, Festreden, Liebesbriefe, Kochrezepte, der legendäre Opernführer und etwa sieben Gedichte

 

Das gesamte Schaffen Loriotscher Unterhaltung hat Diogenes auf insgesamt 750 eng bedruckten Seiten zusammengefasst. Egal ob es sich dabei um die Dramen, Geschichten, Festreden, Liebesbriefe, Kochrezepte, den legendären Opernführer oder etwa um seine Gedichte handelt: hier finden Sie alles was Viktor von Bülow im Laufe seiner einmaligen Karriere fabriziert und zu Papier gebracht hat.

 

Egal ob Sie schon einige seiner Werke gelesen oder auch einfach nur so zu Hause rum stehen haben, wer Loriot schätzt oder sogar liebt wird früher oder später nicht um diese Sammlung herum kommen, da muss man einfach zugreifen!

 

Wer kennt es nicht: Familie Panislowskis legendäres Geschenk von Tante Berta aus Massachusetts (ein Klavier, ein Klavier) oder Frau Hoppenstedts Jodeldiplom (mit den frei vorgetragenen Grundmotiven des Erzherzog-Johann-Jodlers: Holleri du dödel di diri diri dudel di, im zweiten Futur bei Sonnenaufgang). Wer liebt sie nicht, die Dichterlesung mit den markanten, einprägsamen und Welt verändernden Worten: Taubtrüber Ginst im Musenhain. Wem läuft nicht das Wasser im Mund zusammen, wenn sich die beiden Urlaubsbekannten einen Kosakenzipfel teilen: Ist diese Hälfte der zwei gleich großen Hälften größer als diese kleine Hälfte? Auch sind Namen wie Dr. Klöbner, Herr Müller-Lüdenscheid, Herr Hallmackenreuther oder Erwin Lindemann nebst Gattin längst kult.

 

Kaum ein anderer hat den deutschen Humor so stark geprägt wie Bernhard Victor Christoph-Carl von Bülow, oder einfach nur Vicco, der unter dem französischen Namen seines Wappenvogels (dem Pirol) Medien-Geschichte geschrieben hat. Mit tiefsinnigem Wortwitz und genialer Beobachtungsgabe, die uns allen tagtäglich den Spiegel vorhält (ohne dabei zu beleidigen oder unter die Gürtellinie zu gehen wohlgemerkt), versteht es Loriot nicht nur, sein Publikum zum Lachen zu bringen, sondern regt auch gleichzeitig zum Nachdenken an. Wer hat sich zum Beispiel nicht schon an Heilig Abend im Kreis seiner Lieben an die Familie Hoppenstedt erinnert, oder beim Köpfen des Frühstückseis darüber gerätselt, ob es denn nun wirklich viereinhalb Minuten gekocht hat? Seit Pappa ante portas, kann ich keinen Senf mehr kaufen, ohne unweigerlich schmunzeln zu müssen, ebenso geht es mir beim Kauf von Papier und Bleistiften.

 

Loriot hat deutliche Spuren hinterlassen, denkt man nur einmal an gewisse Redewendungen, die manche Mitmenschen sofort als eingefleischte Loriot-Fansb enttarnen: Frau Hoppenstedt (da hab` ich was Eigenes, da hab´ ich mein Jodeldiplom), ein Herr und eine Dame im Restaurant (ins Essen gequatscht / nun lassen Sie doch mal das Kind nach vorn) oder auch nur Liebling, was soll ich anziehen? um nur ein paar wenige zu nennen. Dies alles und noch viel mehr findet man in dieser Anthologie wieder, die eigentlich in jedes gut sortierte Bücherregal gehört. Auch wenn der eine oder andere Sketch aufgrund seines Alters ein wenig angestaubt wirken mag, gilt dies nur für den ersten Blick: sieht man etwas genauer hin, wird man schnell erkennen, dass Loriots Humor zeitlos ist.

 

Waren das noch Zeiten, als das Genre Humor nicht allein durch Comedy besetzt war und durch ebenso feinsinnige wie intelligente Menschen wie Loriot dargeboten wurde statt durch spätpubertäre Klassenkasper. Loriot ist nun mal der König des feinen, des subtilen Humors, der jederzeit ohne die jetzt vorherrschende plumpe Comedy-Keule auskommt!

 

Selbst Kinder lachen herzlich und aus tiefster Seele über Loriots Cartoons, Geschichten und Gedichte sowie seine unvergessenen und unerreichten Sketche. Es ist einfach wunderbar bei Loriots treffsicher gesetzten Pointen und zutiefst menschlicher Ironie herzhaft Lachen zu können! Doch Loriot wäre nicht zu dem geworden, was er heute ist ohne das Medium Fernsehen, denn viele seiner Sketche verbindet der Fan automatisch mit seiner Mimik und Gestik, sowie seinen kongenialen Schauspieler-Kolleginnen und Kollegen wie Evelyn Hamann, Edgar Hoppe oder Heinz Meier. Und was wären die Sketche Auf der Rennbahn oder Das Frühstücksei ohne die zum Markenzeichen gewordenen Figuren mit den Knubbelnasen?

 

Fazit: Chapeau, Loriot!

 

Wolfgang Gonsch

5 Sterne
5 von 5

© 2007 Wolfgang Gonsch, Harald Kloth