Alfred Komarek

Himmel, Polt und Hölle

Kriminalroman

Simon Polt. Band 3

Himmel und Hölle als direkte Nachbarn im idyllischen Weinviertel.

 

In diesem dritten von vier Krimis rund um den Gendarmerie-Inspektor Simon Polt, die alle in einem fiktiven Dorf im niederösterreichischen Weinviertel spielen, muss der Gendarm den Mord an der Pfarrersköchin Amelie Pröstler aufklären. Es ist Sommer im idyllisch-beschaulichen Wiesbachtal, und doch ist der Teufel los: jemand verrichtet vor dem Gemeindeamt seine Notdurft, dem Gockel des Herrn Pfarrer wird der Kragen umgedreht, im Zeughaus der Feuerwehr wird ein Brand gelegt und draußen im Wald wird ein erhängtes Reh gefunden.

 

Und so richtig interessant wird es im Dorf, wo jeder jeden kennt und sich das Leben zwischen Kirche, Presshäusern und Wirtshaus abspielt, als bei einem Mittagessen bei Pfarrer Virgil Winter dessen Köchin, die bildhübsche Amelie, einen Eklat auslöst: ganz offensichtlich kennt sie einen der Gäste, den im Wiesbachtal nicht unbedingt sehr beliebten Gourmetkritiker Heinz Hafner, näher. Kurz darauf ist die Köchin tot - gestorben an einer (vergifteten) Flasche Wein. Lückenlos wird der Lebenslauf der qualvoll verschiedenen Amalie zerpflückt und dabei stellt sich heraus, dass die lebenslustige junge Dame mit ihren begnadeten Kochkünsten ihre Gunst im Laufe der Jahre mehr als einem Dorfbewohner geschenkt hat. Ob Pfarrer, Polizeichef, Lehrer, Mesner, Landwirt oder Winzer, alle haben ihr Herzerl droben am Grünberg in den Stamm der Teufelsbuche geritzt.

 

Doch auch bei Polt selbst tut sich einiges: zuerst wird er stolzer Besitzer eines Presshauses und dann geht auch noch bei seiner geliebten Lehrerin endlich was weiter! Doch so richtig genießen kann er seine beiden Eroberungen noch nicht, muss er doch zuerst noch auf seine bekannt unkonventionelle und bedächtige Art ermitteln. Und als ihm bewusst wird, dass der Täter oder die Täterin aus seinem Bekanntenkreis kommen muss, steht Gendarmerie-Inspektor Simon Polt plötzlich selbst zwischen Himmel, Polt und Hölle ...

 

Komareks dritter Polt-Roman (nach Polt muß weinen und Blumen für Polt) ist von einer geradezu ungeheuren Dichte. Man spürt förmlich, was sich in diesen Dörfern alles im Hinter- und Untergrund abspielt, man taucht geradezu selbst in die Landschaft ein. Und die Ermittlungen Polts zu dem Mord an der Köchin bringen so ganz nebenbei einige „Leichen aus dem Keller“ an das Tageslicht, die so mancher (männliche) Dorfbewohner hätte lieber ruhen lassen!

 

Dass in diesem Roman wiederum Wein eine, besser die wesentliche Rolle spielt, ist natürlich klar - immerhin stirbt die Köchin an einem 79er Cabernet-Sauvignon, den Pfarrer Winter vom Höllenbauern als Geschenk erhalten hatte. Auch Simon Polt ist (außer Dienst) keineswegs ein Kostverächter, kann aber, im Unterschied etwa zum Ex-Lehrer Franz Fürst, dem der Alkohol zum Verhängnis wurde, mit eben diesem Alkohol ganz gut umgehen.

 

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Fazit: Komarek erzählt von einer Dorfgemeinschaft und ihren verschrobenen Einwohnern und von Zugereisten, von Versagern und solchen die es noch werden können genauso gekonnt wie er die Stimmung des scheinbar idyllischen Weinviertels einzufangen vermag. Andererseits versteht er es genial in wenigen Worten einzelne Charaktere glaubhaft zu skizzieren und lässt verspielt jede Menge Abgründe erahnen. Man braucht nur ein, zwei Sätze zu lesen und schon wird man von der spannend-heimeligen Atmosphäre gepackt!

 

Wolfgang Gonsch

4 Sterne
4 von 5

© 2006 Wolfgang Gonsch, Harald Kloth