Er lebt in einer schallisolierten Wohnung, er, der mittelmäßige Musiker, er, der den Kontrabass spielt. Für ihn existieren nur noch die Musik, seine philosophischen Gedanken und seine große unerfüllte Liebe zur Sopranistin Sarah. Er, der Kontrabassist, spricht zu einem Bekannten, doch stimmt das wirklich?
Es ist eigentlich ein Monolog, ein Selbstgespräch über seine große Hassliebe - seinem Kontrabass. Dieses Musikinstrument bestimmt, ja es ist sein Leben, mit ihm teilt er seine Wohnung, er ist sein Freund, sein Feind, sein Lebensinhalt und zugleich Verhinderer eines normalen Lebensweges. Sogar sein Liebes- und Sexualleben bestimmt er, es ist so als wären sie ein altes Ehepaar das nur noch aus Gewohnheit zusammen lebt und vom Partner nichts mehr zu erwarten hat.
Anfangs zeichnet er ein sehr positives Bild von seinem Instrument: ohne Kontrabass kommt kein Orchester aus, man hört ihn zwar nicht heraus, er geht sogar darin unter - aber wehe er fehlt! Doch mit zunehmender Dauer des Gesprächs - und mit zunehmendem Alkoholgenuss - zeichnet er ein Bild des Hasses über seinen "Dreckskasten", der ihn eigentlich nur an allem hindert und behindert; nie steht er im Mittelpunkt, immer ist er nur Mitläufer - er leidet unter seiner Unauffälligkeit, erleidet eine Art Festanstellungspsychose, nie darf er wirklich frei sein!
Schließlich beschließt er auszubrechen, will "ihn" loswerden und seiner geliebten Sarah mit einem lauten Schrei mitten im Konzert seine Liebe gestehen - er wartet auf die große Wende in seinem Leben.
Patrick Süskind ist mit diesem Buch eine kleine Meister-Novelle geglückt - kurzweilig, humorvoll, einfühlsam, voller Esprit. Er zeichnet in diesem Plot ein humoristisch-soziales Bild eines Außenseiters, eines Vereinsamten - ohne Spannungsbogen, frei von Action - mit offenem Ende. Sie werden diese liebeswerte Etüde nicht mehr aus der Hand legen, Sie wollen unbedingt wissen wie dieser tragisch-ehrliche Monolog endet: schreit er oder schreit er nicht?
Fazit: Ein Meisterwerk voller Emotionen, Musikalität und Esprit!
Wolfgang Gonsch
© 2005 Wolfgang Gonsch, Harald Kloth