Connie Palmen

Luzifer

Roman

Zürich ; Diogenes ; 2008 ; 413 Seiten ; ISBN 978-3-257-06642-5

Connie Palmens (Die Gesetze) neuer Roman bezieht sich auf eine wahre Begebenheit: auf den ungeklärten Tod Marina Schapers, der Partnerin des Komponisten Peter Schat, am 26. Juli 1981.

Palmens Paar heißt Lucas Loos und Clara Wevers. Lucas ist homosexuell und ein aufstrebender moderner Komponist der Niederlande, Clara seine hinreißend schöne Frau, mit der er einen Sohn hat. Die beiden führen eine offene Beziehung und Lucas lässt kaum einen jungen Mann aus, der ihm nicht Inspiration, Muse, Freund oder Geliebter ist. Auch Clara versucht, diese Offenheit zu leben, was sie jedoch nur immer mehr in tiefes Unglück, Depression und Magersucht führt, da sie im Grunde nur eines will: von Lucas begehrt und geliebt zu werden. Dieser jedoch lebt zumeist nur für seine Musik oder für seine Jünglinge; mit Clara führt er, wenn überhaupt, erbitterte Streitgespräche.

Bei einem Griechenlandurlaub im Juli 1981 hat Clara noch die Absicht, es nochmals mit Lucas zu versuchen, ihm wieder näher zu kommen, jedoch stürzt sie in volltrunkenem Zustand von der Brüstung der Terrasse 40 Meter tief ins Meer. War es ein Sturz? Hat sie sich fallenlassen? Hätte Lucas den Knöchel der Taumelnden noch packen können? Gab es Provokationen, Streit? Hat Lucas Clara gar gestoßen?

Freunde des Paares, allesamt Künstler, erzählen von Lucas und Clara, wie sie sie kannten, was sie über die beiden wussten. Aus den zahlreichen Details ergeben sich immer klarere und detailiertere Beschreibungen des schillernden Paares und seiner engsten Freunde. Der Leser taucht ganz ein in die Atmosphäre des Künstlerkreises, in den Wahn des Komponisten Loos, der sich immer wieder neuen Ideologien verschreibt, in die Verzweiflung Claras.

Fazit: Fabelhaft baut Palmen ihr Personenmosaik aus bunten Steinchen, wobei das Gesamtbild letzlich zwar nicht überrascht, doch sieht man ihr gespannt beim Entstehen zu und genießt - vor allem als kunst- und musikinteressierter Leser - diesen Entstehungsprozess, den Roman.

Christa Roßmann