Daniel Kampa

Früher war mehr Bescherung

Hinterhältige Weihnachtsgeschichten

Da ist es schon wieder! Alle Jahre wieder! Was denn, schon wieder? Na klar: Weihnachten! Und alle Jahre wieder versuchen wir völlig verzweifelt nicht nur die richtigen Geschenke für unsere Liebsten aus dem unüberschaubaren Angebot heraus zu suchen, sondern bemühen uns redlich ganz einfach in die richtige Stimmung einzutauchen. Dieses Unterfangen ist in unserer schnelllebigen, hektischen Zeit mit ihrem ausgeprägten Geschenkwahn gar nicht mehr so einfach zu bewerkstelligen, denn in der besinnlichen, „staaden“ Zeit ist bei den meisten Mitmenschen der Stress besonders ausgeprägt! Gut, wenn man sich mit einem guten Buch zurückziehen kann und versucht sich vielleicht sogar bei Kerzenschein in die richtige Stimmung zu lesen.


So schreibt zum Beispiel Andrea Camilleri in Und das Rentier nahm den Weihnachtsmann auf die Hörner einen stillen Abgesang auf den guten alten Weihnachtsmann, der früher mal Geschenke brachte, jedoch langsam aber sicher durch Computer, Internet und Kreditkarte ersetzt wird. Zum Leidwesen einiger Eltern bringt ein beim Studentenwerk gebuchter Weihnachtsmann in Robert Gernhardts Die Falle so einiges durcheinander. Eine irrsinnige Geschichte tischt uns David Sedaris in Frohe Weihnachten allen Bekannten und Verwandten! auf und John Waters erklärt uns kurz und knackig in Warum ich Weihnachten liebe warum er eben dieses Fest so sehr hasst.


Diese Aufzählung ließe sich natürlich beliebig fortsetzen, denn insgesamt geben in dieser Anthologie 24 Literaten (von fast unbekannt bis weltberühmt) ihr weihnachtlich Bestes - leider aber nur vermeintlich, denn sie tun es hier mit sehr mäßigem Erfolg. Irgendwie hat man bei jeder dieser Miniaturen das Gefühl, dass man alles schon mal gelesen oder zumindest gehört hat, etwas abgewandelt aber doch ziemlich ähnlich!


Dass beispielsweise in einer Geschichte um einen Weihnachts-Karpfen (in dieser Diogenes-Ansammlung von Vicky Baum) dieser entweder mit dem Leben davon kommt oder keiner mehr auf diesen Appetit hat, wenn er fachgerecht ausgenommen, gebraten und herrlich duftend auf dem Serviertablett liegt und einen mit seinen großen Kulleraugen anschaut. Das und einiges andere mehr kann und muss man getrost in die Rubrik „gähn“ einordnen.


Fazit: Diese Anthologie gehört leider zur Kategorie: Dinge (Bücher), die die Welt nicht braucht!


Wolfgang Gonsch

2 Sterne
2 von 5

© 2008 Wolfgang Gonsch, Harald Kloth