Henning Mankell, Ake Edwardson, Kjell Ola Dahl, Helen Tursten und viele andere skandinavische Autoren vereinigt die Herausgeberin in diesem Buch, das auch wirklich jeden Leser für die nordische Literatur begeistern wird.
Dort, wo die Nächte besonders lang sind und der Winter schon sehr früh mit eisigen Temperaturen Einzug hält, ist nicht nur die Sehnsucht nach Licht und Wärme am größten, da ist auch die Mordlust am tiefsten und am raffinierten.
Natürlich schafft die Adventszeit eine besondere Atmosphäre, verleitet zum besinnlichen Nachdenken, aber auch, wie diese Sammlung von Erzählungen zeigt, bringt sie die Verbrecher oft auf mörderische Gedanken, die auch im Flackern der Kerzen ihr blutiges Geschäft nicht lassen können.
Die Geschichten sind so unterschiedlich und abwechslungsreich wie die ausgewählten Autoren. Ein Familienvater macht auf den letzten Druck seine Weihnachtseinkäufe. Es muss doch alles perfekt sein. Der Sack mit den teuren tollen Geschenken ist voll und liegt hinten im Auto. Die letzten Euro werden über den Ladentisch gehen. Als er wieder zurück ist und den Kofferraum aufmacht, erstarrt der Familienvater: Der Sack ist fort! War es das falsche Auto? Die sehen alle so ähnlich aus in der Dunkelheit auf diesem rissigen Parkplatz und haben oft dieselbe Farbe und Marke? Und der Schlüssel hat auch deshalb gepasst? Oder geht es um ein Verbrechen? Was tun? Reicht das Geld gerade noch für ein billiges Plastikauto für den Sohn, einen Maskottchenstift für die Tochter und eine kleine Tafel Schokolade für die Ehefrau? Am Ende wird alles gut. O du fröhliche!
Da sind noch „Die drei Schwestern“, die von ihrem Vater jahrelang drangsaliert und ausgebeutet wurden. Sie erfahren, dass er einen Menschen umgebracht hat und sie sind nicht mehr fügsam, sondern frech, hochmütig und verlangen ihren Lohn. Ja, sie wollen Rache. Sie kommt am Heiligen Abend, dem Fest der Liebe.
Mit seinem Kriminalkommissar Kurt Wallander findet Henning Mankell heraus, dass die meisten Morde, auch die meisten sonstigen Verbrechen irgendwo einen logischen Kern haben. Es gilt nur die richtigen Puzzlestücke in der richtigen Reihenfolge zusammenzusetzen und nach denkbaren Zusammenhängen zwischen den verschiedenen sichtbaren Zeichen zu suchen. Dann ist der Fall erledigt, der Mörder gefasst und „Prost und frohes Fest“.
Die skandinavische Kargheit der Sprache beeindruckt durch die Stärke der Handlungen. Es lohnt sich wirklich, an den oft so stressigen Adventtagen etwas Zeit zu nehmen, sich ein wenig Entspannung zu gönnen und sich mit „Tödlichen Bescherungen“ zu vergnügen, die spannend durch Kürze, raffiniert durch Handlung und interessant durch Ideen, einfach gut zum Lesen sind.
Fazit: Der Leser kommt in den Genuss von spannenden und amüsanten Kriminalgeschichten.
Ludmila Hück
© 2006 Ludmila Hück, Harald Kloth