NYPD Blue - New York Cops

1993 - 2005

1985 revolutionierte die Krimiserie »NYPD Blue« (deutscher Titel: »New York Cops«) die US-Fernsehlandschaft. Die Autoren Steven Bochco (*1943 - ✝2018) und David Milch (*1945) konnten nicht ahnen, daß Ihre Serienkreation eine der langlebigsten amerikanischen TV-Shows werden sollte. Bis 2005 wurden schließlich 261 Episoden [1] in 12 Staffeln produziert.

Von Hill Street Blues zu NYPD Blue

Bochco hatte Anfangs der 80er Jahre schon die Polizeiserie »Hill Street Blues« (deutscher Titel: »Polizeirevier Hill Street«) produziert. Diese war bei Publikum und Kritikern gleichermaßen beliebt und kam auf fast 150 Folgen. Nachdem er mit der Anwaltsserie »L. A. Law« einen fulminanten Fernsehhit verbuchen konnte (171 Folgen [2] von 1986 bis 1994), danach aber einige Flops hatte, versuchte er mit »NYPD Blue« Fernseh-Neuland zu betreten.

 

Die Arbeit des (fiktiven) 15. New Yorker Polizeireviers sollte so realistisch als möglich, in einem fast dokumentarischen Stil dargestellt werden. Bereits in »Hill Street Blues« wurden Elemente verwendet, die später auch den Erfolg von »NYPD Blue« ausmachten: Zum einen war der Erzählrahmen nicht mehr nur auf einen Kriminalfall beschränkt (so wie das zum Beispiel bei »Hawaii Five-0«, »Columbo« oder »Kojak« zu sehen war). Stattdessen wurde das Privatleben der Ermittler zum wichtigen Bestandteil der Handlung. Eindimensionale schwarz/weiß-Zeichnungen der Charaktere wurden vermieden, in »NYPD Blue« zeigen sich viele Personen (Polizisten wie Gesetzesbrecher) moralisch ambivalent.

 

Kennzeichnend für diese Serie sind außerdem Handlungsbögen, die sich über mehrere Episoden, ja sogar über die ganze Staffel hinziehen. So ist die erste Staffel vor allem auch durch Sipowicz´ Alkoholkrankheit und einer mafiösen Korruptionsaffäre in der Polizei geprägt. In den 80er Jahren recht freizügig wirkende Nacktszenen sollten ein erwachsenes Fernsehpublikum ansprechen, die Verwendung derber Sprache den Eindruck von Authentizität verstärken. Aus heutiger Sicht erscheint die Cop-Serie weder sexuell besonders freizügig noch extrem gewalttätig. Damals hingegen riefen Organisationen zum Boykott der Serie auf, da ihnen das Gezeigte viel zu weit ging und sie den (ihrer Meinung nach zunehmenden) Sittenverfall im Fernsehen beklagten [3]. Das macht deutlich, wie sehr sich die Fernseh-Konventionen und Erwartungshaltungen des TV-Publikums verändert haben.

Bemerkenswerter Realismus

Steven Bochco und David Milch kann man durchaus eine Vorreiterrolle zusprechen, da sie den Weg für nachfolgende Serien mit geebnet haben, was die Benutzung von Vulgärwörtern oder das heikle Thema Sexszenen betrifft. So wurde um einzelne Schimpfwörter (und wie oft diese verwendet werden durften) oder das Ausleuchten bestimmter Nacktszenen mit dem produzierenden Fernsehsender regelrecht gefeilscht [4]. Daß diese Verhandlungen damals ins Stocken gerieten, ist wiederum aus heutiger Sicht ein Glücksfall. Denn so konnten Monate lang Hintergrundgeschichten recherchiert werden - was im schnellebigen Fernsehgeschäft die absolute Ausnahme ist. Professionelle Hilfe dabei war ein ehemaliger Detective der New Yorker Polizei, Bill Clark. Seine Erfahrung und Erinnerungen (und die seiner Kollegen) finden sich in der Serie dramaturgisch abgewandelt wieder. So verlieh ein echter Polizist den Serienfiguren schließlich mehr Tiefe und Authentizität, was in den Geschichten auch zu spüren ist.

Wackelkamera und schnelle Schnitte

Bereits mit den ersten Bildern des Vorspannes jeder Episode macht »NYPD Blue« durch schnelle Schnitte (wie kurze Momentaufnahmen des täglichen New Yorker Lebens) und einer verwackelten Kamera auf sich aufmerksam. Die Arzt- und Krankenhausserie »Emergency Room« sollte diese Techniken ab 1994 vervollkommnen. Heute gehören sie zum Standard vieler Serien (z. B. »Battlestar Galactica«) und Spielfilme (z. B. »Collateral«), die Realismus und Authentizität propagieren wollen. In den 2000er Jahren ist dieses Stilmittel aus Fernseh- und Filmproduktionen nicht mehr wegzudenken.

Filmmusik

Ein geniales Kuriosum ist wohl die Titelmusik. Vom bekannten Komponisten Mike Post (»Law & Order«, »The Rockford Files«, »L. A. Law«, »A-Team«, »Hill Street Blues«) erdacht, variiert diese Melodie das Rattern der New Yorker Untergrundbahn (Subway). Damit schuf er eine der besten und dramatischsten Fernsehtitelmelodien der 1980er Jahre.

Season 1/Erste Staffel

Von den zwölf produzierten Staffeln [5] sind in Deutschland bisher leider nur die ersten zwei auf DVD erschienen. Die erste Staffel wurde mit sehr vielen Fernsehpreisen (u. a. Golden Globe Awards, Emmy-Awards) ausgezeichnet [6].

 

Vor allem Hauptdarsteller Dennis Franz als alkoholkranker, zynischer und latent-rassistischer Detective Andy Sipowicz war anfangs der 90er Jahre ein Novum. Obwohl mit vielen negativen Eigenschaften gesegnet, ist er der eigentliche Sympathieträger der Serie. Gerade seine Eigenheiten lassen ihn sympathisch und menschlich wirken und sorgen für so manchen Lacher. Er war dann auch der einzige Charakter, der in allen 12 Staffeln spielte. Das Gegenstück dazu war David Caruso als sein smarter, sexy wirkender und immer mitfühlender Partner Detective John Kelly. Caruso wurde zum gefeierten Fernsehstar und Frauenliebling, wechselte aber nach der ersten Staffel (recht erfolglos) ins Spielfilmgeschäft (»Kiss of Death«, »Session 9«). Später wurde er vor allem als Lieutenant Horatio Caine aus dem CSI-Ableger »CSI: Miami« bekannt. In der zweiten Staffel übernahm dessen Rolle dann Jimmy Smits als Detective Bobby Simone. Als Gaststars tauchen übrigens viele bekannte Gesichter aus »Hill Street Blues« auf.

Season 1 auf DVD

Die erste Staffel (Season 1) findet sich auf sechs DVDs. Die 22 Episoden haben eine Laufzeit von cirka 990 Minuten. Als Sonderausstattung finden sich deutsch untertitelbare Audio-Kommentare von David Milch (Episode 4: Der Tag der Geständnisse), Brad Silberling (Episode 6: Foul mit Folgen und Episode 10: Der geklaute Oscar), Sharon Lawrence (Episode 15: Der knackigste Hintern vom Revier), Bill Clarke (Episode 17: Buccis Töchter) und Michael Robin (Episode 21: Ein total versautes Wochenende). Außerdem sind eine cirka einstündige Dokumentation der ersten Staffel und zwei Featurettes vorhanden. Als Sprachen können Deutsch (2.0 Surround) oder Englisch (4.0) ausgewählt werden. Deutsche oder Englische Untertitel sind optional.

Season 2/Zweite Staffel

In der, zum ersten Mal 1994 und 1995 ausgestrahlten, zweite Staffel spielte David Caruso (Detective John Kelly) und Amy Brenneman (Officer Janice Licalsi) nur noch bis zur vierten bzw. zweiten Episode mit. Als Ersatz für Caruso wurde in der fünften Episode Jimmy Smits als Detective Bobby Simone eingeführt. Dies führt in dieser Folge zu einem der besten Dialoge der zweiten Staffel. Der grimmige Sipowicz beklagt sich bei seinem Chef Fancy über Simones „falsche“ Einstellung, da dieser ihn mit „Guten Morgen“ begrüßt hatte.

Season 2 auf DVD

Die zweite Staffel (Season 2) findet sich auf sechs DVDs. Die 22 Episoden haben eine Laufzeit von cirka 1.100 Minuten. Als Sonderausstattung finden sich deutsch untertitelbare Audio-Kommentare von Regisseur Mark Tinker (Episode 3: Revier-Romanzen), Autor David Milch (Episode 5: Brieftauben-Bobby), Regisseur Michael M. Robin (Episode 11: Der Wörterbuch-Mörder), Autor Bill Clarke (Episode 15: Illiescus Bomben), Autor Bill Clarke (Episode 19: Mit dem Box in den Ring) und Regisseur Mark Tinker (Episode 22: Der Zwei-Minuten-Staatsanwalt). Außerdem sind drei Featurettes und drei Szenenvergleiche vorhanden. Als Sprachen können Deutsch (2.0 Surround) oder Englisch (4.0) ausgewählt werden. Deutsche oder Englische Untertitel sind optional.

Fazit: Interessante Seriencharaktere und eine (im Vergleich zu vielen anderen Krimiserien) realistischer dargestellte Polizeiarbeit, sowie hervorragende Darsteller machen aus NYPD Blue eine der besten us-amerikanischen Cop-Serien in den 1980er und 1990er Jahren.

 

Harald Kloth

4/5 Sterne
4/5 von 5

© 2007 Harald Kloth

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Literaturhinweise und Weblinks

1 Artikel „New York Cops – NYPD Blue“. In: Wikipedia: Die freie Enzyklopädie. Stand: 5. Januar 2007, 17:19. URL: http://de.wikipedia.org/wiki/NYPD_Blue (abgerufen am 5. Januar 2007)
2 Artikel „L.A. Law“. In: Wikipedia: Die freie Enzyklopädie. Stand: 5. Januar 2007, 17:19. URL: http://de.wikipedia.org/wiki/L.A._Law (abgerufen am 5. Januar 2007)
3 Milch, David; Clark, Bill (1996): New York Cops. Facts & Fiction, Köln:vgs, S. 71
4 Milch, David; Clark, Bill (1996): New York Cops. Facts & Fiction, Köln:vgs, S. 33 und S. 69
5 IMDb. Übersicht der Folgen für “NYPD Blue“, zugegriffen am 5. Januar 2007
6 Twentieth Century Fox. Wussten Sie schon...? NYPD Blue. Preise über Preise, zugegriffen am 5. Januar 2007