Ein Provinzkrimi
Franz Eberhofer, Band 2
München ; dtv ; 2019 ; 256 Seiten ; ISBN 978-3-423-21795-8
„Sauguad“ läuft es bei unserem Franz Eberhofer: sein Saustall ist fast fertig umgebaut und eingerichtet, mit seinem Gspusi, der Susi ist alles in Butter, die beinahe taube und liebevoll kratzbürstige Oma kocht immer noch zum reinknien und auch der Beatles-beschallte, Joint-rauchende und Zehen-amputierte Papa macht keinen größeren Ärger. Doch ausgerechnet vor dem Frühstück muss er jetzt ausrücken; vom unbeliebten Realschulrektor Höpfl seiner Hauswand prangt es in riesigen Buchstaben: „Stirb, du Sau!“
Am nächsten Tag kommt der Direktor dann auch schon nicht zum Dienst und seine Sekretärin kann ihn telefonisch nicht erreichen. Nichts Gutes ahnend beginnt der Franz mit seinen Ermittlungen und kann keine Menschenseele finden, der den Höpfl leiden konnte. Eberhofers Gspusi, die Susi, fährt derweil mit einer ganzen Damentruppe nach Italien und lacht sich dort einen Latin Lover an und zu allem Überfluss kommt auch noch der Bruder, die alte Schleimsau, mit einer thailändischen Frau nebst kleinem Balg, der kleinen „Sushi“ (oder so ähnlich) daher. Und wenn er nicht schon genug Probleme hätte findet sich an einem Bahndamm eine männliche Leiche, zumindest ein paar Teile davon. Und unter all diesen Teilen befindet sich auch „das Köpfl vom Höpfl“ …
Da sind wir also wieder in Niederkaltenkirchen, diesem frei erfundenen aber real sicher tausende Male existierenden dörflichen Kleinod, zwischen Landshut und Niederbairisch-Kongo. All unsere lieb gewonnenen, mehr als nur skurrilen und charakterstarken Protagonisten aus den Winterkartoffelknödeln sind selbstverständlich wieder mit von der Partie und schon nach ein paar wenigen Zeilen ist man mittendrin in Plot, Dorfratsch und Familie. Dieses Mal allerdings treten die Akteure ganz dezent hinter den Kriminalfall zurück, ohne jedoch ihr Gewicht einzubüßen.
Die großen und kleinen Schwächen der Protagonisten, die nicht nur dezent platzierten Portionen voller bissigem Humor und beißendem Sarkasmus als auch der perfekt inszenierte Kriminalfall und die jederzeit zu spürende Authentizität lassen den Dampfnudel-Blues von Rita Falk zu einem echten Highlight des Genres werden.
Rita Falk hat die wunderbare Gabe, ihre Kindheitserinnerungen und Lebenserfahrung in unserer bodenständigen, teils derben, einsilbigen Sprache trotzdem blumig und vor allem authentisch zu Papier zu bringen. Aus dem Stoff „Dorfratsch“ erschafft sie herrliche Geschichten und Milieu-Studien, wie sie stimmungsvoller, intensiver und lebendiger nicht sein könnten.
Fazit: Wer Klüpfel & Kobr liebt, Wolf Haas mag und Alfred Komareks Polt-Romane verschlungen hat kommt an Rita Falks kenntnisreich in Szene gesetzten Franz Eberhofer aus Niederkaltenkirchen bei Landshut nicht vorbei!
Wolfgang Gonsch
Franz Eberhofer
Band 1: Winterkartoffelknödel | Band 2: Dampfnudelblues| Band 3: Schweinskopf al dente
© 2011 Wolfgang Gonsch, Harald Kloth, Cover: Copyright © dtv Verlagsgesellschaft
Werbung | Die mit * gekennzeichneten Links sind sogenannte Affiliate Links. Kommt über einen solchen externen Link ein Einkauf zustande, wird der Betreiber dieser Website mit einer Provision beteiligt. Für Sie enstehen dabei keine Mehrkosten.
Rita Falk: Dampfnudelblues *Taschenbuch bei amazon.de
*Hardcover bei amazon.de
*Kindle bei amazon.de