Patrick Süskind: Die Geschichte von Herrn Sommer

Herr Sommer läuft stumm, mit einem immer leer wirkendem Rucksack und einem langen, merkwürdig gewundenem Wanderstock von einem Dorf zum anderen, hetzt um den großen See herum oder in die nächste Kreisstadt und geistert durch die Landschaft wie durch die Tag- und Alpträume eines kleinen Jungen. Und egal ob schneite oder hagelte, stürmte oder die Sonne erbarmungslos vom Himmel schien - Herr Sommer stürmte durch die Gegend, wie ein Gejagter auf der Flucht. Und erst als der kleine Kerl schon lange nicht mehr auf seine geliebten Bäume klettert, entschwindet auch der Geheimnis umwobene Herr Sommer, den im Umkreis von 60 Kilometer zwar jede(r) kannte, von dem aber nicht einmal sein Vorname bekannt war.

Doch Herr Sommer ist eigentlich nur die Staffage um eine ziemlich persönlich gehaltene Novelle, die genauso skurriles und ironisches, wie tragisches und heiteres erzählt. Man könnte diese kleine Geschichte autobiographisch nennen, der Erzähler eilt genauso durch die eigene Kindheit wie Herr Sommer durch die Landschaften.

Patrick Süskind beschreibt so intensiv und nachhaltig, malt vor unserem inneren Auge so wunderbare farbenfrohe Bilder, dass der Hörer sich mitten in der Geschichte wähnt! Die einzelnen Sequenzen zeichnen sich durch eine unglaubliche Sprachgewaltigkeit und Genauigkeit aus, wirken aber nichts desto trotz lyrisch und federleicht.

Dass Hans Korte, mit seinem herrlich ins Ohr gehenden Bass und seinem schauspielerischen Können Hörbücher zu Erlebnissen werden lässt, wissen wir allerspätestens seit Bernhard Schlink´s Der Vorleser! Und genauso virtuos, lebendig und voller Charme wie Patrick Süskind diese Novelle schrieb bringt uns Hans Korte die Geschichte von Herrn Sommer zu Gehör.

Fazit: Dieses Hörbuch ist schon jetzt ein Klassiker!

Wolfgang Gonsch