Der Incal, Band 1: Der schwarze Incal

Text: Alejandro Jodorowsky, Zeichnungen: Moebius

Bielefeld ; Splitter ; 2011 ; 64 Seiten ; ISBN 978-3-86869-277-8 ; Hardcover

Buchcover: Der Incal, Band 1: Der schwarze Incal
Copyright © Splitter Verlag

 

Das Album "Der schwarze Incal" enthält folgende Kapitel:

  • Die Nächte des roten Rings
  • Der Tanz um den Incal
  • Seine absolute Orphidität
  • Techno-Technik
  • Der Meta-Baron

Es beginnt mit einem tiefen Fall. John Difool, Privatdetektiv Klasse R,  wird von seinen Häschern in der Selbstmordallee in die Tiefe des Säuresees geworfen. Von der Robopolizei wird er aus den Händen seiner Peiniger gerettet. Doch er wird nicht nur von der Alienrasse der Berks verfolgt, sondern auch Mutanten und der Präsident wollen seiner habhaft werden. Und das alles wegen einer kleinen Kristallpyramide! Aus dem Präsidentenpalast geflohen, kann er sich in den Techno-Bunker retten und wird vom Techno-Papst festgesetzt.

 

Was macht diesen erstmals 1981 erschienenden Titel (Original: »L´Incal Noir«) so besonders? Er funktioniert auf mehreren Ebenen.

So ist er ein spannend zu lesendes Science-Fiction-Abenteuer mit epischen Ausmaßen. Der Protagonist, John Difool, ist der klassische Anti-Held, der nur widerwillig seine Heldentaten vollbringt (so bezeichnet ihn der Meta-Baron als „Null" und „jämmerliche Figur"). Natürlich ist John Difool auch eine Kriminalgeschichte (schließlich ist der Protagonist Privatdetektiv), die aber zunehmend mystische und esoterische Elemente enthält, wie sie für Jodorowsky und Moebius typisch sind. Faszinierend ist auch die überbordende Stadtarchitektur und komplexe soziale Strukur dieser Welt. Die Bevölkerung ist durch Fernseh- und Drogenkonsum degeneriert und gierig nach Gewalt und Exzess. Um die Macht kämpfen ein aristokratisches System, mit einem sich ewig weiterklonenden Präsidenten. Eine Technik verehrende Quasi-Religion und unbekannte galaktische Mächte kämpfen um Einfluss und haben unberechenbare Ziele. In fünf Nachfolgebänden wird das Universum durch viele andere Planeten erweitert. Neben Terra 21 verlagert sich die Handlung beispielsweise auf den Goldenen Planeten (den Sitz des Imperiums) oder Aquaend (einen Gefängnisplaneten). Der tiefe Fall von John Difool ist auch ein typisches Traumelement, ebenso wie Monster und Sexualität. Und so könnte "Der Incal" auch als gezeichneter Traum interpretiert werden.

 

Gerade diese vielen Deutungsmöglichkeiten zeichnen dieses Comic-Kunstwerk aus, weil die Interpretationsmöglichkeiten so vielfältig sind und normale Action- oder Abenteuergeschichten um ein Vielfaches übersteigen. Durch die vielen Gegner und zahlreichen skurillen Einfälle bleibt diese Comic-Reihe hochgradig spannend. Moebius und Jodorowsky erschufen ein so vielschichtiges Universum, mit überbordenden Einfällen und interessanten Figurenzeichnungen, dass diese Comic-Reihe auch nach über 40 Jahren (!) nichts von Ihrer Anziehungskraft verloren hat. Ablesbar ist dies auch an den zahlreichen Nachfolgereihen, die sich aus diesem Klassiker ableiten.

 

Der Zeichner Moebius (1938-2012) ist eine Ikone der Comic-Kunst. John Difool wurde für den Franzosen ein durchschlagender Erfolg. Diese Serie ist - neben dem Westernhelden Blueberry verfasst als Jean Giraud - sein bekanntestes Werk. Dieser Zyklus hatte großen Einfluß auf die Comickunst, aber auch Film- und Pop-Kultur. Interessanterweise finden sich im "Incal-Zyklus" auch viele Elemente des Filmprojekts "Dune" wieder. Neben dem angedachten Regisseur Jodorowsky waren die Künstler H. R. Giger und Chris Foss bei diesem leider gescheiterten Filmprojekt beteiligt.

 

Die deutsche Erstveröffentlichung erfolgte in Heftform. In der Ausgabe Nr. 18 (Juli 1981) bis Nr. 22 (November 1981) des legendären Comic-Magazins »Schwermetall«. Es folgten Softcover-Ausgaben bei Carlsen (1983) und Ehapa (1996). Der Splitter Verlag brachte diese Neuauflage erstmals 2011 im Hardcover-Einband auf 64 Seiten heraus. Die Farbgebung ist etwas dezenter als in früheren Auflagen. Auch die Größen der Sprechblasen wurden angepasst und fügen sich nun besser ein. Insgesamt eine exzellente Aufmachung mit viel Bonsumaterial. 2019 erschien eine auf 666 limitierte Vorzugsausgabe in schwarz-weiß und Großformat in der Reihe Splitter Diamant.

 

Als Bonus wurde das erste Kapitel »Die Geburt des Incal« aus dem Sonderband »Die Geheimnisse des Incal« (1981) angehängt (dort noch als »Der Traum des Incal« bezeichnet). Enthalten sind die Kapitel: »Zweihunderteinundneunzig Seiten«, »Alejandro Jodorowsky: Ein Leben wie ein Roman«, »Dr. Gir und Mr. Moebius«, »Das Traum-Material» und «Der Film, der nie gezeigt werden wird». Als außergewöhnlich schönes Extra liegt nur der Erstauflage ein in Kunststoffecken eingehängter Kunstdruck bei. Das Motiv ist eine Coverillustration.

 

Fazit: Der erste Band des Incal-Zyklus ist ein zeitloser Klassiker von Meistern des Faches. Für Science Fiction-Fans Pflicht.

 

Harald Kloth

5 Sterne
5 von 5

Der Incal

Band 1: Der schwarze Incal | Band 2: Der Incal des Lichts

 

© 2011, 2021 Harald Kloth, Cover: Copyright © Splitter Verlag

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