Voggenauer, Roland: Kreuzweg

Chiemgau-Krimi

Bielefeld ; Pendragon ; 2010 ; 287 Seiten ; ISBN 978-3-86532-192-3

 

Ein alter Priester wird nachts auf den Schachenberg bei Sachrang gezerrt, gezogen, geprügelt. Man findet ihn tags drauf kopfüber am Gipfelkreuz hängend, er wurde gefoltert und schließlich ermordet. Eine alte Klosterschwester von der Fraueninsel verschwindet spurlos. Jahre später gibt der Chiemsee einen sensationellen Fund preis: Ein schwerer Kessel aus purem Gold. Was wie ein prähistorischer Fund aussieht, entpuppt sich als Nazi-Beutekunst.

 

Sylvia Staudacher, Anwältin aus Prien wittert eine Sensation und beginnt mit ihrem Mann Matthias zu ermitteln. Sie stoßen bei ihren Recherchen auf ein Kinderheim in der Nähe von Wasserburg, das sich als Keimzelle des Vereins Lebensborn e.V. herausstellt, der den Wahnsinn um die Nationalsozialistische Rassenideologie vorantreiben sollte. Mehr und mehr tauchen die beiden in ein Gewirr aus Mord, Auswanderer-Geschichte und sehr dunkler, Chiemgauer Heimathistorie ein und enthüllen dabei die unglaublichen Lebensgeschichten zweier Menschen, die das Schicksal früh zusammen, brutal trennen und nach Jahrzehnten wieder zusammen führen sollte.

 

Dem Autor gelingt in diesem mitreißenden Plot ein unglaublicher, mehrere Erzählebenen überspannender Spagat: Sehr gut gelungen die feine Charakterisierung der einzelnen Protagonisten aus der Vergangenheit und dem Jetzt. Fesselnd der eigentliche, stets latent mitlaufende Kriminalplot. Gelungen die ständigen Wechsel zwischen historischer Rückblende und mörderischer Gegenwart. Packend erzählte, mit viel Fingerspitzengefühl eingebaute, meist tragische verlaufende Heimatgeschichte. Sensibel an die Oberfläche geholte, tieftraurige Familientragödien. Selbst den Privat-Ermittlern lässt er ob ihrer Entdeckungen die ehelichen Probleme vergessen und knüpft eine glaub- und zaghafte Liebes-Renaissance zwischen den beiden. Perfekte Balance zwischen geschichtlichem Hintergrund und schriftstellerischer Freiheit. Gut recherchierte Fakten über die fatale Doppelmoral von Priestern und Ordensleuten, die auch heute leider nichts von ihrer traurigen Aktualität verloren hat.

 

Dieser vielschichtige Kriminalfall ist laut Roland Voggenauer frei erfunden, und doch hat man beim Lesen ständig das bleierne Gefühl, dass sich das alles genau so zugetragen haben könnte – ein größeres Kompliment kann man Autor und Buch meiner Meinung nach nicht machen. Ein fesselnder Regionalkrimi.

 

Fazit: Mehr als ein Chiemgau-Krimi, viel mehr und aktueller denn je!

 

Wolfgang Gonsch

5 Sterne
5 von 5

© 2013 Wolfgang Gonsch, Harald Kloth

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