Klaus Bernhardt: Panikattacken und andere Angststörungen loswerden

Wie die Hirnforschung hilft, Angst und Panik für immer zu besiegen

München ; Ariston ; 2017 ; 208 Seiten ; ISBN 3-424-20177-4

Sie müssen nicht gesund werden, um das Leben ihrer Träume zu leben. Sie dürfen anfangen, das Leben ihrer Träume zu leben, damit sie endlich gesund werden können.“, so das Motto des Heilpraktikers Klaus Bernhardt aus seinem Buch »Panikattacken und andere Angststörungen loswerden«.

 

Rund fünf Prozent der Deutschen leiden an generalisierten Angststörungen, zwei Prozent an Panikattacken. Ohne erkennbaren Anlass treten plötzlich Schwindel, dann Schwitzen und Zittern, schließlich Herzrasen und Herzstechen auf. „Ich habe einen Herzinfarkt und muss jetzt sterben“ denken viele in diesem Moment. Dann beginnt meist der erste Fehler, die Betroffenen machen rein körperliche Ursachen für die Symptome verantwortlich und hetzen von einem Arzt zum anderen, ohne Erfolg. Das Attest, man ist völlig gesund, beruhigt zwar erst einmal, aber die Symptome treten doch weiter auf. Man sucht weitere Ärzte auf, doch der Befund ist immer das gleiche: Man ist physisch gesund. Erst dann und ziemlich wiederwillig erkennen die Menschen schließlich, dass es sich um ein psychisches Problem handelt und suchen einen Facharzt für Psychiatrie auf, der dann umgehend eine Psychotherapie vorschlägt und anordnet. Wenn die Betroffenen diese positiv annehmen tritt dann nach und nach eine Linderung der Beschwerde auf. Doch so Klaus Bernhardt in seinem sehr beeindruckenden und hilfreichen Buch, viele der bisherigen Therapien beruhen auf alten Forschungsständen, nutzen somit veraltete Heilungsmethoden und sind damit wenig effektiv.

Klaus Bernhardt ist kein promovierter Arzt oder gar Facharzt für Psychiatrie, sondern „nur“ Heilpraktiker für Psychotherapie. In seinen intensiven Untersuchungen zu „Angst“ kam er zu dem Schluss, dass die gängigen Therapieformen veraltet sind und den neuesten Erkenntnissen der Neurowissenschaften widersprechen. So hat er sich auf eine eigene angeeignete Therapieform für die Behandlung von Angstpatienten spezialisiert. Und der Erfolg gibt ihm Recht: 70 Prozent seiner Patienten sind bereits nach sechs Sitzungen vollständig von ihrer Angst und Panikattacken befreit.

Im ersten Kapitel führt Bernhardt die Ursachen von Pankattacken auf. Zunächst, was sind eigentlich Panikattacken? Eine Panikstörung ist durch wiederkehrende schwere Angstattacken gekennzeichnet, die nicht nur in einer spezifische Situation oder Umgebung auftreten und daher auch nicht vorhersehbar sind. Die wesentlichen Symptome sind ähnlich wie bei anderen Angsterkrankungen: plötzlich auftretendes Herzklopfen, Brustschmerz, Erstickungsgefühle, Schwindel und Entfremdungsgefühle. Oft haben Betroffene auch Angst zu sterben, die Kontrolle zu verlieren oder wahnsinnig zu werden. Als eigentliche Ursachen sieht Bernhardt Panikattacken als letzte Stufe von missachteten Warnsignalen des Körpers, Medikamenten- oder gar Drogeneinnahmen, oftmaliges negatives Denken sowie der sogenannte „secondary gain“, das bedeutet das Auftreten einer Panikattacke hat einen (unbewussten) positiven Effekt. Interessant ist dabei auch, dass bei 70 Prozent der Betroffenen die Ursachen im persönlichen Umfeld liegen, also in Partnerschaften, Arbeitsumgebung oder auch Freundeskreis.

Im zweiten Kapitel appelliert der Heilpraktiker, nicht so sehr auf den Kopf, sondern wieder mehr auf den Bauch, das Unterbewusstsein zu hören. Dort werden die Warnsignale wahrgenommen, nur hier spürt und fühlt man, was einem gut tut. Warnsignale, so der Autor, sind ein Zeichen dafür, dass man etwas im Leben ändern muss. Im folgenden Kapitel geht es darum, die äußeren Umstände, die zu Panikattacken führen, zu erkennen und zu eliminieren, insbesondere die Einflüsse des unmittelbaren Umfelds. Im wichtigsten vierten Kapitel wird dann beschrieben, wie man wieder „panikfrei“ leben kann. Die Lösung ist ganz einfach: Man sollte das tun und vor allem auch denken, was einem Spaß macht, Freude und Entspannung bereitet. Auf eine gewisse Art verlernt man dann „Angst“, für ängstliche Gedanken ist dann kein Platz mehr im komplexen Geflecht des Gehirns.

 

Dazu stellt er die sogenannte „10-Satz-Methode“ zur Neuprogrammierung des Gehirns sowie die „5-Kanal-Technik“ für das Denken mit Sinneswahrnehmungen vor. Bei der „10-Satz-Methode“ beantwortet man ganz für sich Fragen für ein eigenes wunderbares Leben und bringt unter von Bernhardt gesetzten Regeln 10 Sätze zu Papier, wie man sich ein perfektes Leben vorstellt. Täglich durchdenkt man dann ganz intensiv einen dieser Sätze. Bei der „5-Kanal-Technik“ wird nun das positive Denken mit den Sinneswahrnehmungen verknüpft, also mit Sehen, Hören, Fühlen, Riechen und Schmecken und damit das Gehirn verändert. Sehr hilfreich sind im V. Kapitel dann sogenannte Notfalltechniken, wenn man gerade zu Beginn doch noch die eine oder andere Panikattacke hat. Mit „do-it-yourself“ Techniken lernt man, die ständig nach dem gleichen Muster verlaufende Angst-Kettenreaktion zu unterbrechen und die Panikattacke präventiv zu verhindern. Dazu wird ein wertvolles Mentaltraining vorgestellt, dass das Gehirn derart neu vernetzt, dass es nur noch von positiven Gedanken erfüllt ist. Im letzten Kapitel schließlich gibt Bernhardt Hinweise, wie man die Erfolge der Therapie für immer verfestigt und wie man auch sonst ein glücklicheres und erfüllteres Leben führt.

Das Buch erklärt in einfachen Worten Angststörungen und jederzeit nachvollziehbar, was man dagegen in relativ kurzer Zeit machen kann. Medikamentöse Behandlungen, Konfrontationstherapie oder auch Gruppentherapie lehnt Bernhardt ab. Das ist vielleicht der einzige Kritikpunkt an diesem Buch, die Absolutheit der eigenen Methoden über allem anderen zu stellen. Auch andere Methoden haben schon zum Ziel geführt, der Autor und damit das Buch haben es nicht nötig, alles Bisherige schlecht zu reden.

Fazit: Angstpatienten sind weder ernsthaft krank noch „reif für die Klapse“. Das Innere des Gehirns ist lediglich durch ständige negative Gedanken und Selbstzweifeln irgendwie falsch verknüpft. Doch, so Bernhardt, lässt sich das in wenigen Schritten korrigieren, dazu muss man sein Inneres von Sorgen leeren und nur noch mit positiven Gedanken und Gefühlen aufladen. Man muss es nur wollen! Und dazu liefert dieses Buch erstmals einem größeren Publikum hervorragende Hilfestellung, die vor allem schnell helfen und nicht endlose Therapien voraussetzen. Selbst wenn man warum auch immer die Therapien nicht machen möchte, gibt das Buch verständliche Erläuterungen über die Ursachen von Angststörungen. Ein Buch, was allen, die selbst betroffen sind oder die mit Betroffenen täglich Kontakt haben oder mit ihnen zusammenleben dringend zu empfehlen ist.

 

Andreas Pickel

4/5 Sterne
4/5 von 5

 © 2019 Andreas Pickel, Harald Kloth

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