Roman
Zürich ; Diogenes ; 2012 ; 492 Seiten ; ISBN 3-257-06843-3
London: Auf dem Schreibtisch einer jungen Kunsthistorikerin landet ein Stein mit einer Höhlenzeichnung. Doch dieser stammt nicht, wie zuerst vermutet, aus den berühmten Höhlen bei Lascaux, sondern einer anderen, weniger bekannten und erforschten im Périgord. In dieser wurde zur Zeit der Résistance ein Verbrechen verübt, das Auswirkungen bis in allerhöchste politische Ebenen unsere Zeit hat und um jeden Preis verheimlicht werden muss. Diese wertvolle Höhlenzeichnung aber ist der Schlüssel zur Aufklärung dieses Verbrechens und verschwindet plötzlich aus dem Tresor des Auktionshauses, für das die Kunsthistorikerin arbeitet. Fünf Menschen wollen diesen Stein unbedingt in ihren Besitz bringen und schrecken vor nichts zurück …
Dass Martin Walker ein wunderbarer Erzähler ist, der anschaulich und angenehm Schreiben kann, daran besteht nun wirklich kein Zweifel, nur sein Superheld Bruno ist halt nicht jedermanns Sache. Und so nimmt es auch nicht Wunder, dass der erste Bruno-lose Roman des Autors sofort die Aufmerksamkeit vieler Leserinnen und Leser geweckt hat, aber die Erwartungen, die in seinen neuen Roman gesetzten wurden, leider nicht erfüllen konnte.
Liegt es am teilweise sehr hölzernen, für einen Roman zu sachlich wirkenden Schreibstil, den man in dieser Form vom Erzähler Martin Walker nicht gewohnt ist? Oder fehlt sein Superheld, der Alleskönner, Frauenversteher und Traum aller potentiellen Schwiegermütter des Périgord, „Bruno, Chef de Police“ am Ende eventuell doch?
Mir scheint, der Autor wollte zu viele Einzel-Geschichten bzw. Erzählstränge in einem einzigen Buch unterbringen und konnte Fiktives und schlichte Aufzählung von historischen Ereignissen nicht mehr zu einem vernünftigen bzw. spannenden Plot vereinen. Dass er es beherrscht, historisches mit fiktionalem zu einem Roman aus einem Guss zu verarbeiten, beweisen seine Périgord-Krimis, aber diese Fülle an Informationen aus verschiedenen Epochen in einem kriminalistisch-kunsthistorischen Handlungsstrang incl. einer insgesamt sehr platten Liebesgeschichte zu verarbeiten, gelang ihm in diesem Roman leider nicht.
Fazit: Weniger wäre mehr gewesen!
Wolfgang Gonsch
© 2013 Wolfgang Gonsch, Harald Kloth