Text von Sylvain Runberg, Zeichungen von Marcial Toledano
Ludwigsburg ; Cross Cult ; 2021 ; 64 Seiten ; ISBN: 978-3-96658-350-3 ; Hardcover
Im Jahr 2020 sterben sechs Milliarden Menschen an der "Grossen Welle". Diese Virusepidemie löst hämorrhagisches Fieber aus und tötet Menschen weltweit auf allen Kontinenten. Die menschliche Zivilisation kollabiert. Das Auftauchen des Virus wird sowohl klimatischen Veränderungen (das Auftauen des Permafrostes in arktischen Gebieten) zugeschrieben, aber auch von Flugobjekten aus dem Weltraum wird vielfach berichtet.
Nach dem Virus müssen sich die wenigen Überlebenden zudem mit meterhohen Kreaturen auseinandersetzen. Diese Wesen haben starke psychische Effekte auf Menschen. Einige, wie die fliegenden "Territorier", sind tödlich. Andere, wie die "Niedergelassenen" können bis zu 70 Meter lang werden und vernichten zwar die Vegetation, sind ansonsten aber nicht gefährlich. Die verbliebene Menschheit weiss ansonsten nur wenig über diese Invasoren, da eine Kommunikation nicht möglich ist.
Andrew, der seine Familie verloren hat, lebt in einer kommunenartigen Gemeinschaft. Sie betreiben Landwirtschaft und versuchen sich an einer Koexistenz mit den fremden Wesen. Beim Plündern eines Museum in Los Angeles muß er mit anderen Überlebenden kämpfen, kann aber fliehen.
Daneben gibt es eine große Widerstandsgruppe, die mit äußerster Brutalität vorgeht. Sie rekrutiert zwangsweise Soldaten für den erbitterten Kampf gegen die Aliens. Als die Kämpfer in Andrews Siedlung auftauchen und eine blutige Spur hinterlassen, wird er vor eine schwierige Entscheidung gestellt ...
Texter Sylvain Runberg ("On Mars", "Orbital") beeindruckt mit actionreicher und spannender Handlung. Geschickt stellt er die unterschiedlichen Gemeinschaften vor und lässt sie im dramatischen Finale aufeinandertreffen. Auffällig ist die inhaltliche Härte. So werden Menschen überfahren (S. 19), mehrfach hingerichtet (S. 22, 51, 58) oder sterben durch Selbstmord (S. 33). Demgegenüber stehen aber auch zärtliche und liebevoll-friedliche Momente.
Zeichner Marcial Toledano ("Tebori") überzeugt mit detailreichen, farbenfrohen Panels. Höhepunkte des Bandes sind das Auftauchen der unbekannten Spezies. Ihre völlige Andersartigkeit lässt viel Raum für Spekulationen und macht so gewaltig Vorfreude auf den nächsten Band.
Als Extras findet sich als Einleitung ein zweiseitiger, fiktiver Zeitungsartikel, der die Geschehnisse für den Leser erklärt. Dieser wird auf drei Seiten am Ende fortgesetzt. Außerdem finden sich noch auf drei Seiten Skizzen und Storyboards von Marcial Toledano.
Fazit: Der Mensch ist des Menschen ärgster Feind. Brutal, spannend und apokalyptisch.
Harald Kloth